Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Geschichte Europas - Neueste Geschichte, Europäische Einigung, Note: 2,3, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Historisches Seminar), Veranstaltung: Der italienische Faschismus, Sprache: Deutsch, Abstract: Der italienische Faschismus nahm spätestens mit den Rassengesetzen von 1938 deutliche antisemitische Züge an. In der italienischen Geschichtswissenschaft ist dieser Wandel des faschistischen Regimes lange Zeit vernachlässigt worden, indem die Gründe für die Hinwendung Roms zum staatlich verordneten Antisemitismus auf die Bündnispolitik Mussolinis reduziert wurden. Die italienischen Historiker, allen voran Renzo De Felice, sprachen dem Faschismus jegliche genuin-antisemitischen Charakterzüge ab, und führten die rassistische Gesetzgebung von 1938 auf den politischen Druck NS-Deutschlands auf das faschistische Regime zurück. Mussolini, so lautete der Tenor bis in die 1980er Jahre hinein, sei von Hitler gar gezwungen worden, den Antisemitismus nach Italien zu importieren. Das Jahr 1988 und der 50. Jahrestag der Verkündung der Rassengesetze stellt in der Geschichtsschreibung einen Wendepunkt dar. Der Antisemitismus im italienischen Faschismus wurde Gegenstand der Forschung. In der neueren Forschung gilt als unbestritten, dass der Antisemitismus nicht durch den unmittelbaren Druck des Achsenpartners Deutschlands in die faschistische Politik Italiens integriert wurde. Vor dem Hintergrund dieser Forschung ist offensichtlich, dass Mussolini einen entscheidenden Anteil an der Konvertierung des italienischen Faschismus zu einem rassistischen Faschismus hatte. Der Antisemitismus im Denken Mussolinis soll daher im Zentrum dieser Betrachtung stehen. Wenngleich Mussolini politisches Handeln während seiner Regierungszeit selbstredend nicht völlig außer Acht gelassen werden kann, so liegt doch der Fokus auf Mussolinis Äußerungen und Empfindungen bezüglich der Juden, um ein möglichst genaues Bild von Mussolinis Einstellung zum Judentum zeichnen zu können. Mussolini war ein großer Opportunist. Weitgehend frei von Prinzipien und ideologischen Überlegungen war es ihm möglich, seine Meinung von heute auf morgen zu ändern. Die zentrale Fragestellung dieser Arbeit wird demnach sein, ob Mussolini 1938 den Antisemitismus aus reinem politischen Kalkül zur Staatsraison erhob, oder ob Mussolini seinen möglicherweise vorhandenen Antisemitismus bis 1938 wiederum aus taktischen Überlegungen unterdrückte. Die Frage lautet also, war Mussolini Antisemit oder ein skrupelloser, menschenverachtender Taktiker, der die Verfolgung einer religiösen Minderheit zu machtpolitischen Zwecken missbrauchte.
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