Wie ist das eigentlich mit der Zeit? Eine lustige und kluge Geschichte darüber, wie lange Dinge dauern. Anton ist sechs Jahre alt, geht in die erste Klasse und hat Zeit. Ganz anders als seine Mama, die meist drei Dinge gleichzeitig tut. Wieso haben Erwachsene eigentlich nie Zeit und Kinder immer? Und warum kann man Zeit nicht zusammenzählen wie Murmeln? Warum rast die Kunststunde schnell wie ein Rennwagen vorbei, und die Mathestunde zieht sich zäh hin wie ein Kaugummi? Anton versucht, dem großen Zeiträtsel auf die Spur zu kommen. Und findet nach vielen wunderbar erzählten und illustrierten Umwegen eine einfache und absolut verblüffende Lösung! Ein Buch voller Sprachwitz und auf Augenhöhe mit den Lesern, mit unverwechselbarer moderner Gestaltung und mehr als 90 farbigen Bildern, zahlreichen Collagen und lustigen Textblasen.
buecher-magazin.deAlle Erwachsenen haben wenig oder gar keine Zeit, schauen dafür aber immer auf die Uhr. Anton hat viel Zeit und seine Freunde auch und keiner von ihnen sieht auf die Uhr. Das muss doch zusammenhängen! Das ist nur eine von vielen interessanten Beobachtungen, die Anton im Bezug auf die Zeit und ihren Verlauf hat. Ebenso seltsam findet er, dass seine Mutter ständig zwei Dinge gleichzeitig macht (telefonieren und Essen kochen, Wäsche bügeln und fernsehen, Diät machen und mies gelaunt sein), während er immer nur eine machen soll. Und wenn er beim Essen fünf Dinge macht, die seine Mutter möchte (ordentlich und langsam kauen, runterschlucken vor dem Sprechen, nicht schlingen usw.), aber nur eine, klitzekleine, die er möchte (das Brot in Hasenform knabbern), dann dauert ihr das zu lange. Neben den wunderbaren Analogien über die Zeit (dauert so lange, wie einmal Küche fegen, weil du wissen wolltest, wie viele Reiskörner in der Dose sind) sind die Dialoge von Anton und seinen Freunden so herzzerreißend komisch, dass man aus dem Schmunzeln nicht mehr herauskommt. Ob das Eichhörnchen an "Krabbe" oder an "zu alt" gestorben ist, ob man sich eine blaue Socke auch malen kann, wenn man einen blauen Farbtag hat, oder noch Zeit ist, den Wollhasen zu braten - absolut liebenswert!
© BÜCHERmagazin, Meike Dannenberg (md)
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Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Oje, Kinder und Zeit, ein schwieriges Thema, weiß Swantje Karich. Mit Meike Haberstock und ihrem Kinderbuch wird sie auch daran erinnert, wieso. Der kleine Held bei Haberstock nämlich funktioniert noch nicht so, wie die Mutter mit der Stechuhr es gerne hätte. Der eingangs geschilderte kindliche Zustand der schönen Zeitlosigkeit, warnt Karich, ist allerdings dem Untergang geweiht. Für Karich erfrischend realistisch und zugleich ein bisschen anstrengend, da das Kind im Buch der Rezensentin einfach zu wenig rebellisch ist, um den Leser durchweg leicht zu unterhalten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.03.2015Wir müssen los
Eine fantasievolle Geschichte
über kindliches Zeitverständnis
Wie lange dauert es, 15 einzelne Spaghetti zu einer Super-Nudel zu verknoten? Eine mittelgroße Pfütze leer zu hüpfen? Wer’s nicht weiß, fragt am besten Anton. Er ist sechs und hat jede Menge Zeit. Zum Beispiel, um sich Vergleiche auszudenken, die beschreiben sollen, wie lange er braucht, um etwas zu tun. Im Gegensatz zu Anton hat Antons Mama keine Zeit. Das führt regelmäßig zu Problemen. Etwa morgens, wenn Anton sein Butterbrot so zurechtknabbert, bis es die Form eines Hasen annimmt. Irgendwann nämlich steht seine Mama mit hochgezogener Augenbraue in der Tür und ruft „Bitte beeile dich, wir müssen lo-hos!“ Ein Morgen mit Alarmstufe 1.
Auch andere Menschen in Antons Leben haben offenbar keine Zeit und versuchen deshalb, möglichst viele Dinge gleichzeitig zu tun. Etwa Mamili, die Mutter von Antons Freundin Marie. Anton versteht das nicht, er macht immer alles nacheinander. Und hat trotzdem viel Zeit. Doch weil er merkt, dass er deshalb regelmäßig Stress bekommt, fragt er seinen Opa nach einer Lösung. Und die ist einfacher, als Anton dachte. Das Buch von Meike Haberstock widmet sich dem Thema Uhr – allerdings nicht, indem es Erstklässlern hilft, diese zu lernen, sondern eher begleitend zum Lernprozess. Man merkt dem Text an, dass es der Autorin Freude macht, mit Sprache zu spielen – „Zeit finden“, „Zeit nehmen“, „Zeit sparen“ –, Sechsjährige, für die das Buch laut Altersangabe des Verlags gemacht ist, könnten damit allerdings noch überfordert sein. Ebenso mit den ersten drei Kapiteln, in denen nicht viel passiert, außer dass Anton morgens Alarmstufen auslöst. Einem Kind im Uhrenlernalter fällt es möglicherweise noch schwer, da den Erzählbogen zu überblicken. Spaß macht die Geschichte trotzdem – nicht zuletzt wegen Haberstocks großformatigen Zeichnungen und ihrem Sprachwitz, mit dem ein Achtjähriger bestimmt seine Freude hat. (ab 8 Jahre)
HEIKE NIEDER
Meike Haberstock : Anton hat Zeit. Aber keine
Ahnung, warum! Oetinger 2015. 107 Seiten, 12,99 Euro.
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Eine fantasievolle Geschichte
über kindliches Zeitverständnis
Wie lange dauert es, 15 einzelne Spaghetti zu einer Super-Nudel zu verknoten? Eine mittelgroße Pfütze leer zu hüpfen? Wer’s nicht weiß, fragt am besten Anton. Er ist sechs und hat jede Menge Zeit. Zum Beispiel, um sich Vergleiche auszudenken, die beschreiben sollen, wie lange er braucht, um etwas zu tun. Im Gegensatz zu Anton hat Antons Mama keine Zeit. Das führt regelmäßig zu Problemen. Etwa morgens, wenn Anton sein Butterbrot so zurechtknabbert, bis es die Form eines Hasen annimmt. Irgendwann nämlich steht seine Mama mit hochgezogener Augenbraue in der Tür und ruft „Bitte beeile dich, wir müssen lo-hos!“ Ein Morgen mit Alarmstufe 1.
Auch andere Menschen in Antons Leben haben offenbar keine Zeit und versuchen deshalb, möglichst viele Dinge gleichzeitig zu tun. Etwa Mamili, die Mutter von Antons Freundin Marie. Anton versteht das nicht, er macht immer alles nacheinander. Und hat trotzdem viel Zeit. Doch weil er merkt, dass er deshalb regelmäßig Stress bekommt, fragt er seinen Opa nach einer Lösung. Und die ist einfacher, als Anton dachte. Das Buch von Meike Haberstock widmet sich dem Thema Uhr – allerdings nicht, indem es Erstklässlern hilft, diese zu lernen, sondern eher begleitend zum Lernprozess. Man merkt dem Text an, dass es der Autorin Freude macht, mit Sprache zu spielen – „Zeit finden“, „Zeit nehmen“, „Zeit sparen“ –, Sechsjährige, für die das Buch laut Altersangabe des Verlags gemacht ist, könnten damit allerdings noch überfordert sein. Ebenso mit den ersten drei Kapiteln, in denen nicht viel passiert, außer dass Anton morgens Alarmstufen auslöst. Einem Kind im Uhrenlernalter fällt es möglicherweise noch schwer, da den Erzählbogen zu überblicken. Spaß macht die Geschichte trotzdem – nicht zuletzt wegen Haberstocks großformatigen Zeichnungen und ihrem Sprachwitz, mit dem ein Achtjähriger bestimmt seine Freude hat. (ab 8 Jahre)
HEIKE NIEDER
Meike Haberstock : Anton hat Zeit. Aber keine
Ahnung, warum! Oetinger 2015. 107 Seiten, 12,99 Euro.
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"Ein kunterbuntes, supertoll beobachtetes Kinderbuch, das unbedingt auch alle Eltern mal lesen sollten..." Gießener Allgemeine Zeitung, 24.01.2015