Studienarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2, Ludwig-Maximilians-Universität München, Sprache: Deutsch, Abstract: Zunächst soll in der vorliegenden Arbeit der Frage nachgegangen werden, auf welche Bereiche sich das Ausfüllen der Leerstellen in Oberlins Bericht durch Büchner erstreckt und ob diese Ergänzungen eines faktualen Berichtes aus der Realität, im Sinne einer büchnerschen Idealismuskritik, erlaubt sind und welche Form von Ergänzungen nicht. Hier ist vor allem das Kunstgepräch zu beachten, denn die Diskussion über den Idealismus in Zusammenhang mit dem Verhalten von Lenz bildet eine Parallele zu der Leerstellentheorie insofern, als der Idealismus eine idealisierte, d.h. ergänzte, Wirklichkeit zum Kunstgegenstand macht und dem von Lenz präferierten Realismus gegenüberstellt. Lenz lehnt dieses Idealisieren ab, verhält sich aber „im praktischen Leben gerade so […], wie es die im Kunstgespräch angegriffenen Dichter tun, ‚welche die Wirklichkeit verklären wollen‘.“ Diese Diskrepanz zwischen Lenzens theoretischer Meinung und seinem praktischen Verhalten öffnet den Blick für Büchners Kritik an der Kunst der „idealistischen Periode“. Im zweiten Teil werden die von Dotzler vorgeschlagenen Leerstellentypen auf Büchners Lenz angewendet, um einerseits zu überprüfen, ob diese Typen auch auf einen anderen Text anwendbar sind, als auf Goethes Werther, aus dem sie erarbeitet wurden, und zum anderen, um einige neue Leerstellen aufzuzeigen, die nun Büchner seinerseits in der Kausa Lenz lässt.