Verfasst wurden die «Aphorismen» für eine geglückte Lebensbewältigung. Durchgehend, in allen Punkten tauglich, dürften sich die Ratschläge wohl nur für freiwillige Außenseiter erweisen. Die nun wieder finden hier eine Rechtfertigung ihrer intuitiv gewählten Eigenständigkeit. Doch bei der individualistischen Glückslehre ist es nicht geblieben. Sie überbietend hat Schopenhauer zugleich ein Werk der psychologischen Anthropologie verfasst, kulturelle Eigenheiten des 19. Jahrhunderts festgehalten (darunter Umgangsformen aus dem Ehrenkodex der Oberschicht von A wie Anspucken bis Z wie Zweikampf) und Anachronismen seiner Epoche aufs Korn genommen, z. B. das Duell-Unwesen, dessen Stupidität er entlarvt. In einer fünften Lesart schließlich kann der Text als Schopenhauers Lebensbilanz aufgefasst werden.
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