Ein liebestoller Gott verfolgt eine Nymphe, die seiner Zudringlichkeit nur dadurch entkommt, dass sie sich in einen Baum verwandelt. Die Geschichte von Daphne und Apoll gehört zu den schönsten und bekanntesten aus Ovids »Metamorphosen«. Über zwei Jahrtausende hinweg hat sie Maler und Bildhauer so fasziniert, dass sie immer wieder den entscheidenden Augenblick der Verwandlung Daphnes zu bannen versuchten. Einige der größten Werke der Kunstgeschichte sind so entstanden. Ovids Text ist heute jedoch mehr denn je eine Herausforderung: Allein schon das antike Versmaß bereitet im Deutschen Kopfzerbrechen. Auch wenn das mythische Geschehen klar erscheint, erweist sich Ovids Sprache als so komplex, dass sich Generationen von Schülern daran die Zähne ausgebissen haben. Wie ist mit einer Sprache umzugehen, die niemandes Muttersprache mehr ist, mit einer literarischen Form, die wir kaum noch durchschauen? Für Burkhard Müller schafft erst die Einsicht in das, was uns von den Zeiten Ovids trennt, die Voraussetzung für eine Annäherung an sein Werk. Indem Müller den Geist der antiken Vorlage einzufangen versucht, bietet er uns einen Schlüssel nicht nur zur lateinischen Dichtkunst, sondern auch zu der von ihr inspirierten abendländischen Kunstgeschichte.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.04.2020VON SZ-AUTOREN
Burkhard Müller
über Apoll und Daphne
Ein Gott verfolgt eine Nymphe, die er begehrt, über Stock und Stein; sie entzieht sich ihm, indem sie zu einem Lorbeerbaum mutiert – mehr passiert eigentlich nicht in der Geschichte von Apoll und Daphne, die der römische Dichter Ovid in seinen „Metamorphosen“ erzählt. Und doch tritt darin wie unter einer Lupe alles hervor, was uns die Antike zu einer fernen und fremden Zeit macht. Wie steht es mit Religion und Glauben dieser Zeit? Mit der Sprache, in der dieses Gedicht geschrieben ist? Mit der rhetorischen Schule, die sie durchlaufen hat? Und mit dem Verhältnis der Geschlechter, von Verführung und Gewalt? Wieso kann es als ihre Rettung erscheinen, wenn sich eine Frau in einen Baum verwandelt? In seinem Buch „Apoll und Daphne – Geschichte einer Verwandlung“ geht Burkhard Müller solchen und anderen Fragen nach. Nicht zuletzt stellt er die ungeheuer reiche Wirkung dar, die von dieser Geschichte auf die Kunst ausgegangen ist, und legt so einen kulturellen Längsschnitt durch zweitausend Jahre.
SZ
Burkhard Müller: Apoll und Daphne. Geschichte einer Verwandlung. Zu Klampen Verlag, Springe 2020. 88 Seiten, 14 Euro.
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Burkhard Müller
über Apoll und Daphne
Ein Gott verfolgt eine Nymphe, die er begehrt, über Stock und Stein; sie entzieht sich ihm, indem sie zu einem Lorbeerbaum mutiert – mehr passiert eigentlich nicht in der Geschichte von Apoll und Daphne, die der römische Dichter Ovid in seinen „Metamorphosen“ erzählt. Und doch tritt darin wie unter einer Lupe alles hervor, was uns die Antike zu einer fernen und fremden Zeit macht. Wie steht es mit Religion und Glauben dieser Zeit? Mit der Sprache, in der dieses Gedicht geschrieben ist? Mit der rhetorischen Schule, die sie durchlaufen hat? Und mit dem Verhältnis der Geschlechter, von Verführung und Gewalt? Wieso kann es als ihre Rettung erscheinen, wenn sich eine Frau in einen Baum verwandelt? In seinem Buch „Apoll und Daphne – Geschichte einer Verwandlung“ geht Burkhard Müller solchen und anderen Fragen nach. Nicht zuletzt stellt er die ungeheuer reiche Wirkung dar, die von dieser Geschichte auf die Kunst ausgegangen ist, und legt so einen kulturellen Längsschnitt durch zweitausend Jahre.
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Burkhard Müller: Apoll und Daphne. Geschichte einer Verwandlung. Zu Klampen Verlag, Springe 2020. 88 Seiten, 14 Euro.
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»Burkhard Müller legt einen kulturellen Längsschnitt durch zweitausend Jahre.« Süddeutsche Zeitung, 1. April 2020