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"Six Feet Under" grüßt: Kai Weyands Roman
Birgit Aurelia Janetzky, Diplomtheologin und Spezialistin für "Projektbegleitung an der Schnittstelle zwischen Mensch, Tod und Internet", empfiehlt in ihrem Blog Grabauf-Grabab den vorliegenden Roman als "vielschichtigen Einblick in das Bestattergewerbe". Kai Weyand dürfte das Kompliment von kompetenter Seite gefallen, auch wenn sein Hauptanliegen nicht die erzählerische Rehabilitation einer oft belächelten Branche war. Sein Held wird eher zufällig Bestattungshelfer, nachdem er als Gärtner und Hausmeister kläglich gescheitert ist. Dann allerdings ist es kein Gelegenheitsjob mehr, sondern Beruf und Berufung, die Reifeprüfung eines lebensuntüchtigen Träumers.
Bis dahin war Jan trotz seiner 31 Jahre immer noch das große Kind, das in spätpubertärem Übermut Tomaten oder Eier an Häuserwände wirft und sich so seine Gedanken macht; zum Beispiel über Sinn und Form von Namen und drollige Wörter wie Regierungsbank, Bäckereifachverkäuferin oder Kopfzerbrechen. In der Schule rief man ihn Hatschi oder Nies; für sich selber nennt Jan sich NC, Non-Canadian, aus Protest gegen seine Eltern, die nach Kanada auswanderten, ohne ihn zu fragen. In Manfreds Bestattungsunternehmen lernt er viel über den pietätvollen Umgang mit Toten und Hinterbliebenen, Sargmodelle und Leichenwaschung und kann endlich zeigen, was in ihm steckt: Mitgefühl, Verantwortung, ja sogar Ironie. Leider vermasselt er in seinem Übereifer alles: Eine Seebestattung zu Lande gerät zum Skandal, der Abgang des alten Schauspielers Bronikowski zum Fiasko.
Kai Weyand, Lehrer in Freiburg, nutzt das komische Potential der Bestatterbranche für Slapstick und manchen Totengräberwitz, verzichtet aber auf Klischees. Sein Humor ist eher skurril, sanft und angenehm menschenfreundlich. Zugegeben, NCs Sprachphilosophie ("Worte waren Dienstleister und keine Wirklichkeit") und Weisheiten sind eher schlicht. Eine mollige Bäckereifachverkäuferin oder ein dreibeiniger Hund rühren ihn schon zutiefst. Weyands Spezialist für Tod und Trauer ist "nicht unfröhlich", und wenn er wütend ist, reagiert er sich mit nächtlichen Eierwürfen ab. "Applaus für Bronikowski" ist ein sympathischer kleiner Roman aus dem Freiburger Milieu.
M.H.
Kai Weynand: "Applaus für Bronikowski".
Roman. Wallstein Verlag, Göttingen 2015. 188 S., geb., 19,90 [Euro].
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