Eine interdisziplinäre Analyse von Aushandlungsprozessen staatlicher Herrschaft am Beispiel des habsburgischen Befestigungsbaus in Galizien nach 1848. Die Revolution von 1848/49 stellte die Habsburgermonarchie vor existentielle Herausforderungen. Nur mit militärischer Gewalt konnte dieser Staat zusammengehalten und die habsburgische Herrschaft im Inneren gesichert werden. Die folgenden Jahre waren gekennzeichnet von einer überragenden Stellung des Militärs und einer umfassenden Modernisierung des habsburgischen Staates. Frank Rochow zeigt an Fallstudien zu Lemberg und Krakau, dass Befestigungsbauten nicht nur Ausdruck, sondern auch ein wesentliches Instrument zur Umsetzung dieses Prozesses waren. Über die detaillierte Analyse der Planungs- und Realisierungsgeschichte der Bauprojekte arbeitet er die Mechanismen heraus, mit denen der habsburgische Staat versuchte, sein Territorium gegen polnische Unabhängigkeitsbestrebungen zu behaupten und flächendeckend zu durchdringen. Die Unzulänglichkeiten des habsburgischen Verwaltungsapparates und die Herausforderungen durch lokale Akteur:innen setzten diesem Herrschaftsanspruch jedoch Grenzen, deren genauer Verlauf in der Interaktion vor Ort immer wieder neu ausgehandelt wurde. Daraus ergibt sich ein dynamisches Bild staatlicher Herrschaft zu einem kritischen Zeitpunkt des habsburgischen Staatsbildungsprozesses.
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