Archive werden als Gedächtnisinstitutionen bezeichnet. In ihnen wird aufbewahrt, was staatliche und gesellschaftliche Institutionen über die Jahrhunderte an Dokumenten generiert haben und was davon für aufbewahrungswürdig befunden wurde, ergänzt durch private Nachlässe. In Archiven schlummert also, so eine geläufige Annahme, unsere Vergangenheit, die nur entdeckt, entziffert und verschriftlicht werden muss. Archiv macht also Geschichte, ArchivGeschichten. Die Beiträge in diesem Sammelband eint die Frage danach, wie aus Archivalien >Geschichten< entstehen und aus >Geschichten< Geschichte geschrieben und so ein bestimmtes Bild unserer Vergangenheit gezeichnet wird, an das wir uns zu gewöhnen scheinen. Um die Entstehungsbedingungen und die vielschichtigen Lesarten der Vergangenheit transparent zu machen, liegt das Augenmerk dabeider Autorinnen und Autoren auf Überlieferungen und >Geschichten<, die auf den ersten Blick nicht in unser Bild der Vergangenheit zu passen scheinen, die einer besonderen Kontextualisierung und Analyse bedürfen, und die uns dazu einladen, sich irritieren zu lassen und vertraute Zusammenhänge und Deutungen noch einmal zu überdenken.
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