Mit dem "archival turn" wurde das Archiv zu einem Zentralbegriff der Gedächtnisforschung. Ehedem eine staubige Angelegenheit und Orte offiziellen Herrschaftswissens, enthalten und erzählen Archive Geschichten im Spannungsfeld von individuellem und kollektivem Gedächtnis. Infolge von Digitalisierung und neuen institutionellen Zugängen verwandeln sie sich oftmals in konterdiskursive Reflexionsinstanzen. In Lateinamerika spielen die "Menschenrechtsarchive" eine zentrale Rolle bei der Aufarbeitung der Vergangenheit. Subalterne Gruppen rekontextualisieren und resemantisieren Archive, indem sie sie einerseits politisch nutzen und andererseits ästhetisch bearbeiten. Sie erweitern und transformieren bestehende Archive und leisten damit einen Beitrag zur Demokratisierung. Thematische Schwerpunkte des Bandes sind theoretische Konzepte und die methodischen Zugänge zu Archiven, ihre Ästhetik sowie Perspektiven, die sozialer und künstlerischer Aktivismus eröffnen können.
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