Im Original erschien die zeitlose Liebesgeschichte von Claude Anet 1920 unter dem Titel "Ariane - jeune fille russe". Der jetzige Titel orientiert sich an der Verfilmung mit Audrey Hepburn. Ein Foto von ihr ziert das Cover des sehr schönen Buches.
Wenn man sich einer so alten Geschichte widmet,
steigert es in meinen Augen die Lesefreude immens, wenn sie in ein ansprechendes Äußeres verpackt…mehrIm Original erschien die zeitlose Liebesgeschichte von Claude Anet 1920 unter dem Titel "Ariane - jeune fille russe". Der jetzige Titel orientiert sich an der Verfilmung mit Audrey Hepburn. Ein Foto von ihr ziert das Cover des sehr schönen Buches.
Wenn man sich einer so alten Geschichte widmet, steigert es in meinen Augen die Lesefreude immens, wenn sie in ein ansprechendes Äußeres verpackt wird, erst recht mit so romantischem Inhalt. Diese hier kommt in edlem bonbonrosa Leinen zu uns, mit pinkem Lesebändchen und ganz und gar hochwertig und feminin anmutend. Das stimmt einen direkt auf die Hauptfigur ein, Ariane.
Zum Inhalt:
Ariane ist eine aufgeweckte, junge Frau, intelligent und zielstrebig. Sie entschließt sich, nach ihrem Abitur ein Studium zu beginnen, Familienplanung steht nicht an, von der Liebe hält sie nichts. Gesellschaft, ja die ist ihr wichtig, bewundern lässt sie sich, doch als emanzipierte Frau macht man sich nicht zur Dienerin eines Mannes, wohin die Ehe, oder noch schlimmer Gefühle einen bringen können, das hat sie zu Genüge beobachten können. So stellt sie Regeln auf, für die Beziehungen zum anderen Geschlecht und hat klare Vorstellungen.
Frauen und Männer sind unterschiedlich, dass wird in diesem Buch deutlich, und auch, dass Liebe sich keinen Regeln unterordnet. Erst als es zu spät ist, erkennt Ariane, dass Konstantin kein Feind ist, von dem sie sich seelisch und körperlich abhängig machen würde, wäre sie verliebt in ihn. Ihre Vehemenz, ihre Freiheit um keinen Zentimeter zu verringern führt dazu, dass sie sich selbst nichts mehr zugestehen kann.
Mein Eindruck:
Im Laufe der Zeit wurden in den diversen Übersetzungen teils Passagen gestrichen oder sogar etwas hinzugefügt. Auch die Verfilmung von 1957 weist - nach der Inhaltsangabe zu urteilen - wesentliche Unterschiede zum Buch auf. Nach nunmehr 100 Jahren wurde Anets Roman nun aber glänzend von Kristian Wachinger aus dem französischen neu übersetzt. Im Nachwort wird Wert darauf gelegt, dass es sich hierbei um die ursprüngliche Fassung handelt, was ich sehr wichtig finde. Und mir hat die Geschichte genau so sehr gefallen. Sie setzt sich mit Emanzipation auseinander, die in Russland zu der Zeit viel weiter vorangeschritten war als irgendwo sonst auf der Welt, aber reflektiert auch deren Fallstricke. Ariane ist fehlgeleitet und desillusioniert durch falsche Vorbilder und fürchtet nichts so sehr wie die Liebe. Sie glaubt, man könne Gefühle unterbinden und reglementieren. Erst, als es zu spät scheint, erkennen beide, dass sie keine Gegenspieler sind, sondern Verbündete.
Die Charaktere sind lebhaft beschrieben, detailreich, so dass man sie genau vor sich sieht. Wechselnd erhält man kurze, teils nur einen Satz umfassende, feinsinnige Einblicke in die Gedanken der Protagonisten. Anet bedient sich dabei allerhand geschlechtsspezifischer Klischees, ich verzeihe sie ihm schmunzelnd. Genau diese Klischees handeln ja den Hauptfiguren erst den ganzen Ärger ein. Dabei driftet die Handlung nie ins Kitschige oder Vorhersehbare ab. Keine Dramatik sondern Zartheit, bei Handlung und Sprache. Es hebt sich ab und ist von außen wie innen wunderbar gelungen.