Drei rätselhafte Verbrechen in Paris bringen Inspektor Ganimard an den Rand der Verzweiflung. In allen drei Fällen ist der Täter auf mysteriöse Weise vom verschlossenen Tatort verschwunden, ohne Spuren zu hinterlassen. Doch der Polizeipräsident weiß Rat: Er engagiert kurzerhand den berühmten
englischen Privatdetektiv Herlock Sholmes, der bisher noch jedes Rätsel gelöst hat. Und Arsène Lupin freut…mehrDrei rätselhafte Verbrechen in Paris bringen Inspektor Ganimard an den Rand der Verzweiflung. In allen drei Fällen ist der Täter auf mysteriöse Weise vom verschlossenen Tatort verschwunden, ohne Spuren zu hinterlassen. Doch der Polizeipräsident weiß Rat: Er engagiert kurzerhand den berühmten englischen Privatdetektiv Herlock Sholmes, der bisher noch jedes Rätsel gelöst hat. Und Arsène Lupin freut sich bereits diebisch auf ein Duell auf Augenhöhe.
Arsène Lupin war bereits eine literarische Berühmtheit, als sein Schöpfer Maurice Leblanc auf die Idee kam, ihn mit dem größten Detektiv seiner Zeit in den Ring steigen zu lassen. Natürlich versuchte Conan Doyle die Verwendung des Namens Sherlock Holmes zu verhindern, genutzt hat es nichts: Herlock Sholmes ist in jeder Hinsicht seinem Vorbild aus dem Gesicht geschnitten: Arrogant, von sich selbst überzeugt, völlig rücksichtslos gegen seinen Gehilfen Wilson, aber ein Meister der Deduktion. Im Roman prallt er auf Arsène Lupin, dessen geschliffene Umgangsformen und nicht minder ausgeprägtes Selbstbewusstsein einen würdigen Gegner abgeben. Natürlich steckt hinter der Geschichte die uralte Konkurrenz zwischen Frankreich und England, die hier literarisch ausgetragen wird. Wer gewinnt, will ich nicht verraten, aber eines schon: Die Geschichte wurde 1908 geschrieben und als ich sie las, habe ich das nicht für möglich gehalten. Sie ist dermaßen rasant, raffiniert konstruiert und auf jeder Seite aufs Neue überraschend, dass es Doyle behäbige Sherlock Holmes Romane in jeder Hinsicht deklassiert. Doyle hat Staub angesetzt, Leblanc nicht im Mindesten. Seine Dialoge sind geschliffen (übrigens auch geschliffen übersetzt!), die Figuren sind satirisch überzeichnet und spielen mit nationalen Eigenarten, ohne sie zu diffamieren. Man spürt auch den Respekt, den Leblanc gegenüber seinem Konkurrenten hat, wenn er Lupin z. B. sagen lässt, Sholmes sei von einer Scharfsinnigkeit, als hätte ihn Conan Doyle erfunden. Diese augenzwinkernde Ironie durchzieht das Buch wie ein Leitmotiv und macht es auch heute noch äußerst unterhaltsam, genau wie seine atemberaubende Erzählgeschwindigkeit. Es passieren buchstäblich auf jeder Seite unerwartete Wendungen und wenn man glaubt, jetzt gäbe es kein Entkommen mehr, hat Lupin wieder ein As im Ärmel. Auf der anderen Seite denkt Sholmes immer zwei Schritte voraus und holt den Flüchtigen irgendwie wieder ein. Ein herrliches Katz-und-Maus Spiel vor der malerischen Kulisse des Paris der Jahrhundertwende.
Es ist absolut unverständlich, warum der Stoff noch nicht verfilmt wurde, sieht man von einer Stummfilmadaption von 1910 mal ab. Es würde sich in jeder Hinsicht lohnen. Die Lektüre lohnt sich sowieso.
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)