Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Universität Trier, Veranstaltung: Dekadenzliteratur im Wiener Fin de siecle, Sprache: Deutsch, Abstract: Ich habe mich mit der Frage gequält, warum ich eigentlich in all diesen Jahren nie den Versuch gemacht habe, Ihren Verkehr aufzusuchen und ein Gespräch mit Ihnen zu führen. [...] Ich meine, ich habe Sie gemieden aus einer Art von Doppelgängerscheu. So begründet Sigmund Freud in einem Brief an Arthur Schnitzler anlässlich dessen sechzigsten Geburtstags, dass, obwohl beide zeitlebens in Wien gewohnt hatten, sie sich dennoch - bis zu diesem Zeitpunkt - nie persönlich getroffen haben. Die erwähnte Doppelgängerscheu rechtfertigt Freud damit, dass er in Schnitzlers Werken "hinter deren poetischem Schein die nämlichen Voraussetzungen, Interessen und Ergebnisse zu finden geglaubt, die mir als die eigenen bekannt waren". Des Weiteren soll Schnitzler, im Gegensatz zu dem Wissenschaftler Freud, zu diesen Ergebnissen durch "Intuition" und "infolge feiner Selbstwahrnehmung" gelangt sein. Seine Scheu ging so weit, dass Freud, obwohl sie beide, wie er bereits in einem früheren Brief erwähnte, "die gleiche Auffassung von den psychologischen und erotischen Problemen"4 hatten, nie einen engeren Kontakt zu Schnitzler suchte. Ihre Kontakte beschränkten sich auf wenige Briefe, und erst nach dem oben erwähnten Schreiben zum sechzigsten Geburtstag des Schriftstellers fanden einige Treffen der beiden statt, allerdings auch nur sehr sporadisch und unregelmäßig. Doch welches sind diese "Voraussetzungen, Interessen und Ergebnisse"? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Schnitzler durch Intuition zu diesen gelangte? Und wo weichen die Ergebnisse Schnitzlers von denen Freuds voneinander ab? Die Frage nach den Voraussetzungen und Interessen lässt sich, mit Blick auf die Biographien der beiden Männer, relativ eindeutig beantworten; schwieriger wird es allerdings bei den Ergebnissen. Diese Fragen zumindest ansatzweise zu beantworten ist das Ziel meiner Hausarbeit, und zwar durch einen Vergleich zwischen einem kleineren Aufsatz Freuds, Über die allgemeinste Erniedrigung des Liebeslebens, mit Schnitzlers Reigen, in denen sich verschiedene Parallelen finden lassen.
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