Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Institut für Germanistik und Literaturwissenschaften), Veranstaltung: Seminar: Heinrich von dem Türlin: "Diu Crône", Sprache: Deutsch, Abstract: Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein erwies sich die Forschungsliteratur der deutschen, mittelalterlichen Artusepik als „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ (Roßnagel 1996: 8). Während die „Klassiker“ von Hartmann von Aue oder Wolfram von Eschenbach von Beginn an großes Interesse und Begeisterung weckten, schenkte man den „nachklassischen“ Artusromanen wenig Beachtung bzw. deklarierte sie als „Nachahmungsversuche untalentierter Imitatoren“ (Roßnagel 1996: 5). Seit den 1970er Jahren bemühte sich eine neue Generation von Literaturwissenschaftlern um eine von den „klassischen“ Artusromanen losgelöste, objektivere Beurteilung und Auseinandersetzung der „nachklassischen“ Artusromane von Autoren wie Wirnt von Grafenberg, Der Stricker, der Pleier und Heinrich von dem Türlin, der ich mich mit dieser Arbeit anschließen möchte. Gerade die zwiespältigen Reaktionen, die „Diu Crône“ des Heinrich von dem Türlin aufgrund ihrer Andersartigkeit hervorruft, macht sie zum interessanten Forschungsgegenstand und fordert dazu auf, sie mit unterschiedlichen literatur- und kulturwissenschaftlichen Fragestellungen zu untersuchen. Das Werk Heinrichs von dem Türlin eröffnet innerhalb des Genres des Artusromans neue Dimensionen und Möglichkeiten der Deutungen durch ihre einzigartige Umsetzung der Artus-Thematik. In bewusster Anlehnung an die „Klassiker“, aber auch bewusster Loslösung von etablierten Formen und Normen spaltet Heinrichs „Krone“ die Mei-nungen. Untersuchungen am Artusroman „Diu Crône“ führten sowohl in der früheren als auch moder-nen literaturwissenschaftlichen Forschung zu einem breit gefächerten Spektrum von Interpretationen. Während z.B. Dick die „Krone“ als ersten fantastischen Roman, als Beginn der Fantasy-Dichtung, hervorhebt und Wolf über eine „festliche Bestätigung des Rittertums“ (Vollmann 2008: 1) spricht, sieht Jillings in ihm eine Satire, einen Anti-Parzival, Anti-Gralsroman und Anti-Lancelot, also einen Roman mit Anti-Struktur. Durch die Komplexität der „Krone“ wirkt sie teilweise chaotisch, struktur-los und episodenhaft durch die Reihung von âventiure an âventiure. Ulrich Wyss sagte über Heinrichs Werk: „Uns nachträglichen Lesern fällt es schwer, dieses Buch anders als ein Experiment aufzufassen, von dem wir nicht wissen, ob wir in seiner Extravaganz froh werden sollen.“ (Wyss 1993: 271) Ob-wohl „Diu Crône“ nur kurze Zeit nach den „Klassikern“ der Gattung der Artusromane entstand, ist sie dennoch anders organisiert und konfrontiert den Rezipienten m