Im dritten Band der Hannoverschen Schriften beschäftigt sich Detlev Claussen mit unterschiedlichen Aspekten eines gesellschaftlichen Durchschnittsbewusstseins, die er unter dem Begriff der Alltagsreligion zusammenfasst. Darunter versteht der Autor einen konformistischen Privatglauben, der die chaotische Mannigfaltigkeit des Lebens geordnet erscheinen lässt und gegenüber Aufklärung resistent zu sein scheint. »Alltagsreligion« kann flexibler als die relativ starren traditionellen Ideologien auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren. Politisches Handeln muss sich wie jede massenmedial vermittelte Kommunikation auf solche Alltagsgewissheiten und Stimmungen beziehen, wenn Wähler oder Konsumenten mobilisiert werden sollen. Entgegen dem eigenen Anspruch der Ideologiefreiheit reproduziert die Öffentlichkeit Rassismus, Antisemitismus, Ethnorationalismus und Xenophobie, wenn sie diese als Erklärungsgründe für gesellschaftlich zwar unerwünschtes, aber doch verständliches Handeln gelten lässt. Seine ideologiekritischen Argumentationen verdichtet Detlev Claussen zu einer Kritik alltagsreligiöser Artefakte, die als Stichworte wie »nationale Identität«, »Holocaust«, »Wiedervereinigung« und »Globalisierung« in aller Munde sind.