Studienarbeit aus dem Jahr 1991 im Fachbereich Soziologie - Allgemeines und Theorierichtungen, Note: 1,0, Freie Universität Berlin (FB Politische Wissenschaft), Veranstaltung: Das Subsystem Politik in der soziologischen Theorie Niklas Luhmanns, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Soziologie entstand entlang der Frage nach dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft. Wie ist nun dieses als einheitliche Problemstellung zu analysieren, ohne an die Reflexionsbemühungen des Individuums selbst anzuschließen oder wiederum an diejenigen der Gesellschaft? Die notwendige analytische Außenstellung gewinnt Luhmann ausgehend von seiner historischen Differenzierungsthese und durch sein evolutions- und systemtheoretisches Instrumentarium. Georg Simmel analysierte als grundsätzliches Problem soziologischer Theorie, dass Gesellschaft definiert werden müsse als "Gebilde aus Wesen, die zugleich innerhalb und außerhalb ihrer stehen.", die der Kantischen Erkenntnistheorie folgende Gegenüberstellung von Subjekt/ Objekt auf das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft daher nicht übertragbar sei, sondern das "Bewußtsein der Vergesellschaftung unmittelbar deren Träger" - mit entsprechenden Folgen für die Sozialwissenschaft. Im zweiten Teil der Arbeit soll die Analyse von 'Individualität' bei beiden Autoren näher betrachtet werden. Individualität ist in Luhmanns Theorie nichts anderes als die Autopoeisis des psychischen Systems selbst. Georg Simmel definiert Individualität als psychologischen 'Ganzheitstrieb' des Einzelnen; durch ihre Bestimmung als 'objektives Ideal' versucht er, sie der Bewertung nach dem Schema Egoismus/Altruismus zu entziehen. Ähnlich wie Luhmann zeigt er damit Zusammenhänge zwischen Ideengeschichte und Gesellschaftsstruktur auf; Luhmann führt diese Vorgehensweise wesentlich weiter, indem er seine gesamten historisch-semantischen Untersuchungen auf die Grundthese des Umbaus des Gesellschaftssystems von stratifizierter zu funktionaler Differenzierung stützt.