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Im Jahr 1936 unternahm Ernst Jünger mit dem Hamburger Luxusdampfer »Monte Rosa« eine knapp zweimonatige Reise nach Brasilien. Die Stationen und Ereignisse hat er in einem Tagebuch festgehalten, das 1947 unter dem Titel »Atlantische Fahrt« als erste Publikation Jüngers nach dem Zweiten Weltkrieg erschien. Neben exotischen Pflanzen, Tieren und der Landschaft des Amazonas galt sein Interesse vor allem den aufstrebenden Metropolen des Landes. Die Neuausgabe enthält neben Jüngers Tagebuch bislang unveröffentlichte Reisebriefe Jüngers an seinen Bruder Friedrich Georg sowie unbekannte Eintragungen…mehr

Produktbeschreibung
Im Jahr 1936 unternahm Ernst Jünger mit dem Hamburger Luxusdampfer »Monte Rosa« eine knapp zweimonatige Reise nach Brasilien. Die Stationen und Ereignisse hat er in einem Tagebuch festgehalten, das 1947 unter dem Titel »Atlantische Fahrt« als erste Publikation Jüngers nach dem Zweiten Weltkrieg erschien. Neben exotischen Pflanzen, Tieren und der Landschaft des Amazonas galt sein Interesse vor allem den aufstrebenden Metropolen des Landes. Die Neuausgabe enthält neben Jüngers Tagebuch bislang unveröffentlichte Reisebriefe Jüngers an seinen Bruder Friedrich Georg sowie unbekannte Eintragungen aus dem handschriftlichen Tagebuch. Diese werden durch zeitgenössische Fotografien illustriert. In einem Nachwort geht der Herausgeber auf die Bedeutung der Reise und des Buches in Jüngers Leben und Werk ein.

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Autorenporträt
Ernst Jünger, am 29. März 1895 in Heidelberg geboren. 1901–1912 Schüler in Hannover, Schwarzenberg, Braunschweig u. a. 1913 Flucht in die Fremdenlegion, nach sechs Wochen auf Intervention des Vaters entlassen 1914–1918 Kriegsfreiwilliger 1918 Verleihung des Ordens »Pour le Mérite«. 1919–1923 Dienst in der Reichswehr. Veröffentlichung seines Erstlings »In Stahlgewittern«. Studium in Leipzig, 1927 Übersiedlung nach Berlin. Mitarbeit an politischen und literarischen Zeitschriften. 1936–1938 Reisen nach Brasilien und Marokko. »Afrikanische Spiele« und »Das Abenteuerliche Herz«. Übersiedlung nach Überlingen. 1939–1941 im Stab des Militärbefehlshabers Frankreich. 1944 Rückkehr Jüngers aus Paris nach Kirchhorst. 1946–1947 »Der Friede«. 1950 Übersiedlung nach Wilflingen. 1965 Abschluß der zehnbändigen »Werke«. 1966–1981 Reisen. Schiller-Gedächtnispreis. 1982 Goethe-Preis der Stadt Frankfurt/Main.1988 Mit Bundeskanzler Kohl bei den Feierlichkeiten des 25. Jahrestags des Deutsch-Französischen Vertrags. 1993 Mitterrand und Kohl in Wilflingen. 1998 Ernst Jünger stirbt in Riedlingen. Detlev Schöttker, geboren 1954, Professor für Neuere Deutsche Literatur an der TU Dresden. 2011 war er Gastprofessor in Rio de Janeiro. 2010 veröffentlichte er als Begleitbuch zur Marbacher Ausstellung den Band »Im Haus der Briefe. Autoren schreiben Ernst Jünger 1945–1991«.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.10.2013

Auf Drogensuche griff er zum Kaffee

Alles blickt auf dieser Buchmesse nach Brasilien, und in den nächsten Jahren fahren alle Sportinteressierten hin. Ernst Jünger aber war schon 1935 dort.

Von Hans Ulrich Gumbrecht

Wer Leni Riefenstahls Film über die Olympischen Spiele von 1936 gesehen hat, mag sich erinnern, wie sehr die Kamera-Augen dabei von südamerikanischen Athleten fasziniert sind, obwohl sie damals vor allem den Sinnspruch verkörperten, dass die Teilnahme wichtiger sei als der Sieg. Brasilien und Argentinien zumal markierten für viele Europäer vor dem Zweiten Weltkrieg den Horizont einer machtvoll-attraktiven Zukunft. Dies erklärt die Beliebtheit von Schiffs- und Zeppelinreisen in jene Länder - zumal während der kurzen Jahre, als die "Kraft durch Freude"-Bewegung des nationalsozialistischen Staats dem Tourismus Starthilfe gab. Für einen Berufsschriftsteller wie den 1935 vierzigjährigen Ernst Jünger lag also nach vorausgehenden Dalmatien- und Norwegen-Reisen die mit einem Buchprojekt verbundene Brasilien-Fahrt durchaus nahe.

Ähnlich plausibel ist nun die Wiederveröffentlichung des erst in den Kriegsjahren geschriebenen und 1947 unter dem Titel "Atlantische Fahrt" publizierten Jünger-Texts aus Anlass einer Frankfurter Buchmesse, die Brasilien zum Gastland hat. Dabei steht der Gestus einer philologisch sorgfältigen Edition des Buchs und einiger zu seinem Umfeld gehörender Briefe samt Nachwort und Kommentar vor allem für die gute Absicht des Klett-Cotta-Verlags, dem Vorwurf einer allein marktorientierten Neuveröffentlichung dieses eigenartig marginalen Texts zu entgehen. Dass die "Atlantische Fahrt" so marginal blieb, geht auf eine interessante biographisch-historische Konfiguration zurück. Der Erstdruck von Jüngers Text ist einer humanitären Initiative zu verdanken, die deutsche Kriegsgefangene in Großbritannien mit guten Büchern versorgen wollte. Als er dann selbst seinen Text ein Jahr später in der Schweiz publizierte, geriet der in den intellektuellen Schlagschatten der "Strahlungen", Jüngers Bericht von den Jahren der deutschen Besatzung in Paris.

Kann uns der Brasilien-Text heute noch Einsichten über das Gastland der Buchmesse oder auch über Jünger vermitteln? Das Versprechen des mit schwerer Hand zum Untertitel erhobenen Jünger-Zitats "Rio - Residenz des Weltgeistes" löst das Buch jedenfalls nicht ein, weil Ernst Jünger ja primär gar nicht so sehr an jener Sphäre der Gedanken gelegen war, die Intellektuelle gern mit dem Wort "Weltgeist" assoziieren. Vielmehr konzentriert sich die "Ausbeute an mannigfaltigen Beobachtungen", von der er seinem Bruder schon am zehnten Tag der zweimonatigen Reise "sehr zufrieden" berichtete, fast ausschließlich auf Flora und Fauna Brasiliens. Jüngers in ihrer Genauigkeit oft bestechend schöne Beschreibungen von Tieren und Pflanzen machen den größten Teil des Buchs aus, und in jeder dieser Beschreibungen wird die Prämisse spürbar - und oft explizit -, dass die Annahme einer kosmischen Ordnung für ihn nicht den Status einer Konstruktion hatte, sondern als einziger Maßstab für die Wirklichkeit einer Schöpfung ohne Schöpfer galt.

Deshalb wird ihm während der beiden Atlantik-Überfahrten etwa "das Studium der fliegenden Fische zu einer ergötzlichen Beschäftigung", die sich in immer genaueren Unterscheidungen der vier Phasen ihres Flugs ("Auftauchen," "Schwirrflug," "Segelflug," "Eintauchen") zu einer Obsession steigert. Beim Besuch der noch heute berühmten Schlangenfarm Butantan in Sao Paulo wird Jüngers Ungeduld mit den für ihn allzu effektheischenden Vorführungen eines "indischen Schlangenwärters" deutlich, denen er den eigenen Ernst und den immanenten der geometrischen Schlangenbewegungen entgegenstellt: "Alle Bewegungen dieser Wesen sind vollendet und stellen einen Wechsel großer und einfacher Figuren dar, wie der Geraden, des Kreises, der Spirale, des Ovals, der Acht, des lateinischen S, der Wellenlinie und des Ringes, dessen Anfang und Ende verflochten sind."

Selbst die sinnlichen Freuden des Essens und Trinkens sind ihm Momente, deren Intensität durch naturwissenschaftliches Verstehen erhöht wird und über die man gleichsam an der kosmischen Ordnung teilnimmt. Vor allem spricht der allen Arten von Drogen aufgeschlossene Jünger dem brasilianischen Kaffee zu: "Der Kaffee ist hier, wie man sogleich merkt, kein bloßer Aufguss, sondern ein wahrhaftes Elixier. Man trinkt ihn heiß, ohne Milch und stark gesüßt, denn erst der Zucker schließt die feinen Säuren auf und treibt das Aroma hervor."

Das Aroma vor allem scheint jene sinnliche Dimension gewesen zu sein, durch die sich Jünger in überraschend konkreten Übertragungen aus der Natur immer wieder die brasilianische Kultur erschloss. An Ortsnamen wie Recife oder Pernambuco schätzte er das "gewürzhafte Aroma, einen Hauch aus großen Zeiten der Kolonisation", und der Landesname "Brasilien", abgeleitet vom Holz der glühenden Kohle, war ihm Beweis für das "Genie und die fortwirkende schöpferische Kraft der Sprache". Dass trotz seines Widerstands gegen politisch korrekte Sprachregelungen unter den Mitreisenden, wie sie offenbar damals schon zum Gepäck von Bildungstouristen gehörten, vor allem die Afro-Brasilianer seine Aufmerksamkeit in Beschlag nahmen, ist typisch für die Zeit von Jüngers Fahrt, welche zusammenfiel mit der Entdeckung jener Elemente im Inneren der brasilianischen Kultur selbst.

Wie wenig Jünger andererseits von der Geschichte des Landes wusste, wird durch seine humanitäre Rührung über die Aufhebung der Sklaverei in Brasilien deutlich, an der allein bemerkenswert ist, dass sie sich erst 1888, ein knappes Jahrhundert später als in den anderen südamerikanischen Nationen, vollzog. Bald schon lässt ihn dann die Schönheit eines jungen Mädchens von "jungfräulichen Böden" schwärmen, welche "der Kultur entgegenharren und in denen goldminengleich ein ungeheurer Schatz von Güte, von Liebeskraft" schlummere.

Solches Erleben versetzt Jünger in intellektuell produktive Zustände der "Heiterkeit", deren Kehrseite, wie er seinem Bruder in einem Brief gesteht, eine besondere Form der "Angst" sei. Sie komme von "der Nähe jener großen Lebenskraft, die wie ein Wasserfall wirkt oder wie eine Feuersbrunst des organischen Elementes, mit einer zugleich narkotischen und gefährlichen Anziehungskraft". Gleichsam die Allegorie einer solch primären Kraft zu sein, ist das unter Brasilianern - in vielfachen sozialen Varianten - bis heute beliebteste Selbstbild geblieben.

Jünger bietet also keine überraschenden Einsichten zu Brasilien. Aber worauf Erhard Kästner, der erste Rezensent der "Atlantischen Fahrt", anspielte, als er 1948 bewundernd und zugleich kritisch vom "ordensgeschmückten" und "sich am innigsten selbst genießenden Stil" Jüngers schrieb, bleibt bis heute klar. Es ist der jeden von Jüngers Sätzen mit monumentalem Ernst durchwehende Anspruch, dass auch die fremdeste Kultur und das sinnlichste Erlebnis schon immer ihren Ort in einer ihm allein gegenwärtigen Ordnung der Welt haben.

Ernst Jünger: "Atlantische Fahrt". Rio - Residenz des Weltgeistes.

Herausgegeben und mit einem Nachwort von Detlev Schoettker. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2013. 208 S., Abb., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.10.2013

Die Erde
ist groß
1936 reiste Ernst Jünger nach Rio de Janeiro
und ins Amazonasdelta – jetzt ist sein
Bericht „Atlantische Fahrt“ (1949) wieder da
VON JÖRG MAGENAU
Den deutschen Kriegsgefangenen in England muss diese Lektüre 1947 merkwürdig abseitig vorgekommen sein. Er habe sein Reisetagebuch „Atlantische Fahrt“ aus dem Jahr 1936 deshalb ausgewählt, weil es „Erinnerungen an Sonne und Raum enthält. Die Erde ist groß“, so Ernst Jünger in einer Vorbemerkung. Seltsam auch, dass Jünger, der in Deutschland, und ganz besonders in der britischen Besatzungszone, auf der schwarzen Liste der belasteten Autoren stand, ausgerechnet im Kriegsgefangenenlager zum Zwecke der Erbauung und zur Stärkung demokratischen Bewusstseins publiziert wurde. Der Bericht von der Schiffspassage über den Atlantik zu den Azoren, zum Amazonasdelta, nach Rio de Janeiro und zurück über die Kanaren und Nordafrika ins herbstkühle Hamburg diente dort vielleicht auch als Erinnerung an eine zivile Zeit des Reisens, das keinen kriegerischen Zwecken unterworfen war: Man muss die Welt nicht erobern, es reicht aus, sie zu sehen.
  Seltsam schließlich auch, dass das Buch im Jahr 2013 mit dem Aufkleber „Buchmesse-Gastland Brasilien“ neu aufgelegt worden ist. Detlev Schöttker hat es mit einem informativen Nachwort und allerlei Materialien angereichert, Fotos von Jünger auf Deck im Bademantel und mit einem skurrilen Mützchen, vom Speisesaal der „Monte Rosa“, Ansichtskarten vom Zuckerhut, Briefe von Reisegenossen an Jünger. Vor allem aber sind da nun auch die an Deck geschriebenen, bisher unveröffentlichten Briefe an den Bruder Friedrich Georg nachzulesen, die zum Teil wortwörtliche Vorstufen der Buchpublikation gewesen sind - oder umgekehrt, Exzerpte aus dem Tagebuch. Der Bruder diente als ferner Zuhörer und Adressat; der Wunsch, ihn an der Reise teilhaben zu lassen, machte die Berichte in ihrer Detailfreude erst nötig.
  Doch was ist es, was Außenstehende dazu bringt, Jüngers Notizen mit Spannung zu folgen? Das fragte sich 1948 auch Erhart Kästner in einer bemerkenswerten Rezension der „Atlantischen Fahrt“, die dem Band ebenfalls beigegeben ist. Jünger schildert tropische Vögel, fliegende Fische, Käfer und Schlangen, die Vegetation des Dschungels, Steine, Städte und Menschen in ihrem sozialen Umfeld.
  Nichts davon interessiert den durchschnittlichen Leser wirklich, und doch fasziniert der Bericht. Jünger nennt, was er da treibt, „Übungen im Sehen“ ganz so, als wolle er demonstrieren, dass es auch ihm nicht primär um all die aufgezählten und beschriebenen Lebewesen geht, sondern vielmehr um die Art der Wahrnehmung und ihrer Durchdringung.
  Jünger ist der sich selbst beobachtende Beobachter. Im Unterschied zum Amazonas-Reisenden Alexander von Humboldt empfindet er sich weniger als Entdecker, denn als „Erfinder“ der Welt und ihrer Phänomene. Wenn er seltsame Wesen aus dem Meer auftauchen sieht, dann, so notiert er, „überraschen sie uns und sind uns doch zugleich im Innersten vertraut als Teile unseres Selbst, das sich im Bilde realisiert.“ Pflanzen und Vögel, die ihn „jäh“ überraschen, vergleicht er in ihrer Farbigkeit mit „Visionen auf einem dunklen Tuch“ und erlebt sie als „Angriff auf das Bewusstsein“.
  So gerät bei Jünger das Verhältnis von äußerer und innerer Welt ins Wanken; fast scheint es so, als ob der phantasiebegabte Beobachter die Bilder selbst erzeugt und sich die Welt auf diese Weise als Traumbild zueigen macht. Die systematisierende Erkenntnis des Forschers läuft dann der Einbildungskraft bloß hinterher.
  Jüngers Geheimnis, wie Erhart Kästner es dechiffriert, besteht darin, die Erscheinungen zwar möglichst genau wie ein Naturforscher zu beschreiben, aber zugleich tiefer zu zielen auf ein Dahinterliegendes: Nicht nur das jeweilige Lebewesen in seiner konkreten Gestalt gerät in den Blick, nicht nur das eigene, beobachtende Bewusstsein, sondern das Rätsel der Existenz, von Sein oder Nichtsein, das sich darin ausdrückt und damit eine allgegenwärtige, transzendente Macht, deren „kühne Gedanken“ all das Wunderbare hervorgebracht haben. Jüngers Blick auf die Welt ist von einer tiefen Religiosität durchdrungen; es gibt nichts, was er nicht mit Bedeutung aufladen könnte.
  Doch zugleich ist er ein Genießer, der die Phänomene mit der „köstlichen Trunkenheit des Auges“ geradezu rauschhaft zu feiern vermag. Das ist eine ganz und gar zeitlose Haltung; Kästner erschien es beim Lesen gar so, „als sei unsere Welt, als sei Europa schon untergegangen, so sehr ist alles von den Bezügen der Gegenwart völlig gelöst“. Mag sein, dass das Buch auch deshalb als unverfängliche Lektüre für deutsche Kriegsgefangene eingeschätzt wurde.
  Als die „Atlantische Fahrt“ dann 1949 erstmals auch in Deutschland erschien, blieb sie weitgehend unbeachtet. Das lag, wie Detlev Schöttker im Nachwort schreibt, vor allem daran, dass zur selben Zeit Jüngers „Strahlungen“ die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zogen. Das Tagebuch des Besatzungsoffiziers der Wehrmacht in Paris war für die deutsche Leserschaft die ungleich aufregendere Lektüre als die von Welt und Wahrnehmung gesättigte, und doch aus der Gegenwart hinausführende Reise zum Amazonas.
  Und was das Reisen angeht, so hatte der bald darauf einsetzende Massentourismus in Richtung Italien nichts zu tun mit Jüngers melancholischer, einsamer Weltbetrachtung: „Der Ausflug auf Palma geschah in einer Stimmung, von der ich schon zuweilen im Leben ergriffen wurde; man schreitet durch Melancholien wie durch einen Vorhang, hinter dem die Schönheit auf eine tiefere Schicht als auf die Leidenschaften wirkt.“
Ernst Jünger: Atlantische Fahrt. Rio – Residenz des Weltgeistes. Herausgegeben von Detlev Schöttker. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2013. 208 Seiten, 19,95 Euro, E-book 15,99 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Ernst Jüngers "Atlantische Fahrt", das Tagebuch seiner Brasilienreise 1936, offenbart noch einmal die Verschränkung von Schönheit, Gewalt und Dekadenz im Denken des Autors, berichtet Sarah Pines. Die Tropenlandschaft wird von jähen Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg durchdrungen, die ihm wie "Visionen auf einem dunklen Tuch" erscheinen, erklärt die Rezensentin. Die Kriegserfahrung macht für Jünger aus Brasiliens Insekten stählern blinkende Geschosse, aus der Farbenvielfalt einen Angriff auf seine Netzhaut, aus den Formen der Pflanzen die "sinnlichste Gewaltsamkeit", zählt Pines auf. Und dabei ist Jünger auch immer ein verschämter Tourist "im leinenen Tarnanzug", der nicht auffallen möchte, erzählt die Rezensentin.

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