Da ist Lia. Künstlerin, Mutter, Ehefrau, Tochter, Suchende, Lebende…
Und da ist der Krebs, der sich, nicht zum ersten Mal, kreativ in Lias Körper austobt.
Mehr muss man eigentlich nicht wissen.
“Atlas unserer spektakulären Körper” von Maddie Mortimer hat es mir nicht leicht gemacht. Und
das hatte mehrere Gründe. Zum einen hatte ich etwas ganz anderes erwartet. Der Klappentext hatte mich…mehrDa ist Lia. Künstlerin, Mutter, Ehefrau, Tochter, Suchende, Lebende…
Und da ist der Krebs, der sich, nicht zum ersten Mal, kreativ in Lias Körper austobt.
Mehr muss man eigentlich nicht wissen.
“Atlas unserer spektakulären Körper” von Maddie Mortimer hat es mir nicht leicht gemacht. Und das hatte mehrere Gründe. Zum einen hatte ich etwas ganz anderes erwartet. Der Klappentext hatte mich dazu verleitet, davon auszugehen, dass ich in diesem Buch wirklich etwas über die physischen Beschaffenheiten des Körpers erfahren würde. Anatomie in einen Roman verpackt sozusagen. Und darauf hatte ich mich gefreut.
Was mich aber vor allem kalt erwischt hat, war der Stil. Ich kann mit… ich nenne es mal experimentelles Schreiben… nichts anfangen. Absolut gar nichts. Man muss mir nicht unbedingt jeden Hintergedanken vorbuchstabieren, aber analysieren, interpretieren, Vermutungen anstellen… das interessiert mich einfach nicht.
Und dann wäre da noch die Stimmung. Besonders über den ersten zwei Dritteln der Geschichte hing eine Atmosphäre (und Atmosphäre schaffen kann Mortimer, das steht außer Frage), die ziemlich unerträglich war. Nun mag man sagen, dass das der Geschichte ja durchaus angemessen ist, aber genau diese Stimmigkeit hat sich für mich nicht ergeben. Im Gegenteil, für mein Empfinden hat beides so schlecht zusammen gepasst, dass das eigentliche Thema unangemessen aus dem Rampenlicht gedrängt wurde.
Dass mir auch die Darstellung des Krebses als sadistischer Halb-Psychopath nicht gepasst hat, erwähne ich nur der Vollständigkeit halber. Mir ist durchaus bewusst, dass Mortimers Lebensaufgabe nicht darin besteht, ihre Bücher nach meinen Vorstellungen zu schreiben.
Jedenfalls haben all diese Gründe den Roman für mich auf langen, seeeehr langen Strecken zu einer Qual gemacht, die ich mehr als einmal abbrechen wollte. Dass ich das nicht getan habe, hat sich am Ende aber doch noch gelohnt. Am Ende des Tages hatte ich ein Erlebnis, das aus dem üblichen Leseeinerlei weit heraus stach. Ein Roman-Projekt, das mich, bei aller Gegenwehr, doch nicht kalt lassen konnte und mich nach und nach immer mehr gefesselt hat. Und so - und ich weiß selbst nicht, wie das passieren konnte - habe ich mich am Ende mit der Vergabe von vier von fünf Sternen komplett selbst überrascht. Eines jener Bücher, die so persönlich funktionieren, dass man keine Empfehlung aussprechen kann. Da muss jeder selbst durch.