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Für diesen Bericht eines Einhandseglers, der drei Monate lang an den Küsten Europas entlanggefahren ist, gilt das englische Sprichwort "Don't judge a book by its cover". Auf dem Titel leuchtet der Himmel Photoshop-blau, strahlt weiß die Yacht und blickt der Käpt'n, die Troyermütze tief in die Stirn gezogen, grimmig-entschlossen gen Horizont. Doch was wie eines der Taschenbücher an der Supermarktkasse wirkt, überrascht bereits auf den ersten Seiten mit Tiefgang, stilistischer Eleganz und Spannung. Thomas Käsbohrer umschifft nicht nur sämtliche Klischee-Untiefen des Genres, sondern macht das Thema auch für Landratten lesenswert. Rasch überträgt sich seine Begeisterung auf den Leser. Ob ein Festmahl dionysischen Ausmaßes mit sizilianischen Fischern, die philosophische Betrachtung der Stille nach einem Sturm oder die Begegnung mit Arty, dem Sekretär des elitären Hornet Sailing Clubs im südenglischen Portsmouth - es sind unspektakuläre Erlebnisse, die jenseits platter Seefahrerromantik den Reiz des Buches ausmachen. Dem Mittfünfziger ging es nicht darum, Rekorde aufzustellen oder am Seemannsgarn weiterzuspinnen. Erfahren in manchem privaten Schiffbruch, begriff er seinen Törn eher als eine Art Pilgerfahrt zu sich selbst. Die Ehrlichkeit und Fähigkeit zur Selbstreflexion, mit der er den Leser an dieser Reise teilhaben lässt, gibt auch diesem manchen Schubs.
Nag.
"Auf dem Meer zu Hause - was mir mein Segeltörn entlang Europas Küsten über das Leben erzählte" von Thomas Käsbohrer. Penguin Verlag, München 2020. 464 Seiten. Broschiert, 15 Euro.
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