Das Phänomen Schamanismus genauer zu definieren, ist gar nicht so leicht. Einerseits handelt es sich um eine anthropologische Wortbildung, andererseits steht der Schamanismus auch immer als religionswissenschaftlicher und spiritueller Begriff und bezieht sich dabei auf den Glauben, die Rituale und die magischen und esoterischen Praktiken und Heilungen. Wir können davon ausgehen, dass der Schamanismus in Sibirien seinen Ursprung hat, auch wenn es bei vielen nativen Völkern ähnliche Ausprägungen gab und im Blick auf die Rituale und Götterverehrung viele Gemeinsamkeiten zu finden sind. Praktiken zur Heilung, Dämonenvertreibung und Sonnenanbetung sind natürlich schon älter als der Schamanismus selbst. Dennoch reflektiert das schamanische Ritual und Denken den Kern in ganz eigener Form. Verehrt wurden Geisterbeschwörer und Zauberer, die in direktem Kontakt mit den Mächten des Jenseits standen und die gleichzeitig für die Harmonie der Gemeinschaft sorgten. Der Schamane war Berater, Heiler und Seher, während die Funktion sowohl Männer als auch Frauen übernehmen konnten. Er war der Vermittler zwischen den Welten und unsichtbaren Kräften, da er die Gabe besaß, alle Wirklichkeiten wahrzunehmen und in ihnen zu verkehren. Seine Einweihung war durch Traum, Verstümmelung und Initiationsriten geprägt, die eine eigene Geschichte erzählen. Heute würde man diese Menschen Hexer, Zauberer oder Medizinmänner, in moderner Form auch Seelsorger oder Arzt nennen, wobei der Schamane auf eine beträchtliche Sammlung an Techniken und Methoden zurückgreifen kann, um die Gesundheit und das Wohlbefinden seiner Gemeinde zu erhalten. Die verschiedenen Wirklichkeiten, die er dabei voraussetzt, ermöglichen einen weiter gefassten Griff auf ein Repertoire übernatürlicher Gebräuche. Als der Mensch begann, essentiellere Fragen zu stellen, die seine Existenz, den Sinn des Lebens und den Tod betrafen, erwachte eine neue Form an Bewusstsein. Da Erklärungen nur als Spekulation möglich sind, spielt bei solchen Hinterfragungen nicht nur der Verstand eine Rolle, sondern auch die Verbindung mit dem Unfassbaren und Möglichen. Schamanische Rituale und Techniken bauen auf diesen Voraussetzungen auf. Außersinnliche Erfahrungen führen dabei zu einem tieferen Verständnis und sind gleichzeitig auch für den Schamanen zu jeder Zeit neu und überraschend, so dass er weniger ein Medium ist als ein spirituell Suchender. Für ihn sind Mensch und Natur keine getrennten Einheiten, sondern bilden eine verbindende Welt.
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