Studienarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität Münster, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Zuge dieser Arbeit wird untersucht, mit welchen Mitteln – dem kontinuierlichen Offenlegen neuer Informationsstücke zum Trotz – ein nicht aufzulösender Eindruck der Unschärfe und Unvollständigkeit bezüglich der Spurensuche des Erzählers nach der Lebens- und Leidensgeschichte Paul Bereyters erzeugt wird und warum dieser Eindruck bewusst aufrechterhalten wird. Im nachfolgenden Kapitel steht zunächst die Analyse der Erzählung selbst im Vordergrund. Hierbei wird sich vor allem auf die Struktur der Erzählung, die Figur des Erzählers und ihr Verhalten im Hinblick auf die Interaktion mit anderen Figuren der Erzählung konzentriert. Anschließend wird die Ebene des eigentlichen Textes der Erzählung verlassen und sich stattdessen der paratextuellen Ebene des bereits angesprochenen Mottos zugewendet. Dabei soll nachgewiesen werden, dass auch schon das erwähnte Motto der Erzählung als Chiffre für den permanent anzutreffenden Eindruck der Unschärfe und Unvollständigkeit verstanden werden kann. Paul Bereyter, um den es in der zweiten von W.G. Sebalds vier langen Erzählungen „Die Ausgewanderten“ geht, hinterließ nicht nur wegen seines drastischen Freitods viele offene Fragen. Seine gesamte Biografie präsentiert sich in zahlreiche Fragmente zersplittert, die der Erzähler mühsam auflesen und zusammensetzen muss. Allmählich nähert er sich dabei der Lebensgeschichte seines ehemaligen Lehrers. Dennoch fehlen ihm immer wieder kleine Versatzstücke, um das Leben Paul Bereyters und die Beweggründe für seinen Selbstmord vollständig rekonstruieren zu können. „Manche Nebelflecke löset kein Auge auf“ lautet hierzu passend das Motto der Erzählung.