Essay aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Philosophie - Praktische (Ethik, Ästhetik, Kultur, Natur, Recht, ...), Note: 1,7, Universität Regensburg (Institut für Philosophie), Veranstaltung: Klassikerkurs: Klassiker der Moralphilosophie Mill - Kant - Aristoteles , Sprache: Deutsch, Abstract: Verfolgt man aktuelle politische Debatten, so dürfte dem interessierten Beobachter auffallen, dass viel von der Bedeutung der "Mitte" die Rede ist. Die Mitteschicht, die es anzusprechen und zu fördern gilt, die Mitte der Gesellschaft, aus der viele Politiker betonen zu kommen und für die sie -mit deren Zustimmung- tätig sind oder gerne auch weiterhin sein würden. Von den politischen Rändern, egal ob rechts oder links, grenzt man sich -insbesondere in den beiden großen Volksparteien im Land- bewusst ab. Will man die Ursachen für dieses Muster ergründen, so landet man unweigerlich bei der so genannten Mesotes-Lehre. Die Idee, auf der dieses uns allen so vertraute Bild vom hohen Stellenwert einer mittleren Position letztlich basiert, lässt sich bis auf den Philosophen der griechischen Antike mit Namen Aristoteles zurückführen. Dieser erhob in seinem Werk mit dem Titel "Nikomachische Ethik" (NE) das Konzept der Mitte bzw. des rechten Maßes zum idealen Hilfsmittel, um zur Eudaimonie, d.h. zur Glückseeligkeit zu gelangen. Inwiefern uns allen das Erreichen derselben am Herzen liegen muss, verdeutlicht er, indem er feststellt: "Was ist es für ein Ziel, das wir als das im Staatsleben angestrebte bezeichnen, und welches ist das oberste unter allen durch ein praktisches Verhalten zu erlangenden Gütern?" und weiter: "In dem Namen, den sie ihm geben, stimmen die meisten Menschen so ziemlich überein. Sowohl die Masse wie die vornehmeren Geister bezeichnen es als die Glückseligkeit, die Eudaimonie [...]." Der Anspruch, den der Philosoph dabei im weiteren Verlauf an seine eigene Arbeit stellt ist kein geringer. Es geht ihm um nichts weniger, als einen Paradigmenwechsel im Hinblick auf das Gute und dessen Rolle für das Leben eines jeden Einzelnen. Das Gute-an-sich, in welchem viele bis dato den Schlüssel zur Eudaimonia gesehen haben, habe im täglichen Leben längst jegliche Relevanz verloren, so Aristoteles. Es gelte also zum einen, den Gegenstand des Guten-an-sich "fallen zu lassen" und sich über einen neuen Weg Gedanken zu machen, der uns zur Glückseligkeit führen kann. Und an dieser Stelle schließt sich nun der Kreis. Die Lehre vom rechten Maß, mit ihren bereits erwähnten, bis heute wahrnehmbaren Einflüssen, hält Einzug in unseren ethisch moralischen und später auch politischen Alltag.
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