"Deutsche" Kunst? – Mit wieviel Vorbehalten man auch immer diesem Begriff begegnet, ob man ihn in Frage stellt, einschränkt oder grundsätzlich ablehnt, fest steht: Die Deutschen waren seit Anfang des 19. Jahrhunderts sowie verstärkt nach Gründung ihrer "verspäteten Nation" auf der Suche nach der "deutschen" Kunst. Über zwölf Jahre glaubten sie, sie gefunden zu haben, um das Thema dann nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches wiederum mehr als vierzig Jahre auf sich beruhen zu lassen. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich anhand der Rezeption Max Beckmanns in der Wilhelminischen Kunstkritik mit dem schwierigen Erbe deutscher Kunstdefinitionen. Das Spektrum der Wilhelminischen Kunstkritik, aufgeschlüsselt nach gesellschaftlichen Milieus und politischer Orientierung, wird genauso dargelegt, wie die wichtigsten Definitionsversuche "deutscher" Kunst in dieser Zeit. Die Ergebnisse dieses umfangreichen Teils bilden dann die Basis für eine differenzierte Positionsbestimmung der sich ständig wandelnden Rezeption der Malerei des jungen Beckmann. Die Umsetzung und Konsequenzen "deutscher" Kunstideale werden an der Rezeption Beckmanns quellenreich konkretisiert, widersprüchliche Wertungen auf ihre Genese zurückgeführt, Positionierung der Kunstkritik und künstlerische Positionswechsel in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit analysiert und erklärt. Im Anhang findet sich eine umfangreiche Dokumentation der Rezensionen und Schriften zum Werk Max Beckmanns von 1906–1918. Diss Bonn.