Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren. Mit einem dumpfen Schlag fiel ein Glas um. Roter Fruchtsaft lief über die pastellfarbene Damastdecke und versickerte im Gewebe. »Frank«, zischte Benita Sandner tadelnd, »kannst du denn nicht aufpassen? Mit neun Jahren müßte man sich bei Tisch doch schon besser benehmen können. Ich bin von dir enttäuscht.« Benita sah über den Rand ihrer Brille hinweg vorwurfsvoll auf den Jungen. Ihr schmales Gesicht mit den hohen Wangenknochen und der spitzen Nase wirkte streng, fast feindselig. Das schulterlange pechschwarze Haar und die zornig funkelnden dunklen Augen verstärkten diesen Eindruck noch. Das Kind sackte schuldbewußt in sich zusammen und preßte die Arme fester an den Körper. »Entschuldige«, murmelte es bekümmert. Es war keine böse Absicht, doch immer wieder passierte Frank ein derartiges Mißgeschick. Er war selbst unglücklich dar-über, denn er wollte seine Mutter nicht verärgern. Mir ihr hatte er allerdings wirklich keinerlei Ähnlichkeit. Frank hatte einen dichten rotblonden Schopf, eine kesse Stupsnase mit lustigen Sommersprossen und einen hübschen kleinen Mund, dessen Lachen alle Herzen im Sturm eroberte. »Geh' nach draußen und bitte Otti um einige Servietten«, ordnete Benita an. Joachim Sandner beobachtete den Vorgang mit der Gelassenheit des Gentlemans, den er zu verkörpern versuchte. Er war sehr gepflegt, trug elegante Maßanzüge und umgab sich stets mit einem dezenten Duft.