Phigie ist noch keine sechzehn und heißt eigentlich Iphigenie. Sie wohnt bei der Mutter, die ihr mit pädagogischen Ansprüchen ziemlich auf die Nerven geht. Eine echte Kulturtante, schlimmer noch: Kulturmutter! Bildungsbürgerin will Phigie jedenfalls ganz bestimmt nicht werden. Wenn sie redet, dann in einem Jargon, der eigentlich vor allem dazu gedacht ist, nur von Gleichaltrigen verstanden zu werden. Zu blöd, wenn auch die Mütter versuchen, so zu sprechen und mit ihrem jugendlichen, liberalen Getue sowieso völlig unglaubwürdig wirken. Phigie kleidet sich dagegen mit einem Hidschab und pflegt die Freundschaft mit einer Muslima. Überhaupt: Glaubwürdigkeit!? Erst muss Phigie die Liebe der Mutter mit einer Katze teilen, geradezu affenartig findet sie die, aber kaum ist ein neuer Mann da, ist nichts mehr wahr.Wenn sie nicht selbst Verantwortung übernähme, sähe alles düster aus. Mit dem Vater ebenso, den Phigie alle zwei Wochen besucht. Früher war er Unternehmensberater und jetzt kommt er aus seiner Wohnung kaum noch raus. Vor allem hat er, vorsichtig formuliert, ziemlich eklige Leidenschaften. Unterm Strich hat Phigie ein bisschen viele Probleme mit ihren Eltern, und wie sie die angeht, hat mit dem Klischee vom ignoranten Nachwuchs nichts zu tun.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Oliver Pfohlmann kann nicht aufhören von Gabriele Kögls Coming-of-Age-Roman "Auf Fett Sieben" zu schwärmen. Ganz hingerissen ist er von Kögls 16-jähriger Protagonistin Phigie, die unter dem Bücherwahn und anderen Eigenheiten ihrer Mutter, einer Literaturkritikerin, zu leiden hat. Mit größtem Vergnügen liest Pfohlmann, wie sich der Teenager etwa einen "Bücherstaubsauger" wünscht, um die mit Papier "zugemüllte" Wohnung zu säubern, der Mutter ihr Lieblingsbuch als Salat zubereitet, den Vater beim Sadomaso-Video schauen ertappt oder sich kaum vorstellen kann, wie ihr alternder Lehrer seinen "Lollipop" in eine "Bunnymumu" steckt. Der Rezensent lobt nicht nur Kögls Kunst, dem liberalen Bildungsbürgertum den Spiegel vorzuhalten, sondern bewundert auch die mit zahlreichen Neologismen angereicherte, beinahe poetische Jugendsprache. Und so möchte er der Autorin nach der Lektüre am liebsten einen "Heuchlerbesen" - sprich: Blumenstrauß - überreichen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»ein grossartiger Roman mit einer unvergesslichen Heldin« (Oliver Pfohlmann, Neue Zürcher Zeitung, 08.05.2014)