Ich war zu allererst vom Schreibstil Margret Greiners beeindruckt, dem klaren, treffenden Ausdruck und von ihrer schönen Art, das Leben von Emilie Flöge, ihrer Familie und das von Gustav Klimt in einprägsamen wie eindrucksvollen Bildern vor Augen der Leserschaft auszubreiten.
Im Laufe der
Romanbiografie erfährt man, wie aus einem Mädchen aus dem guten Hause eine Geschäftsführerin wurde, die sich…mehrIch war zu allererst vom Schreibstil Margret Greiners beeindruckt, dem klaren, treffenden Ausdruck und von ihrer schönen Art, das Leben von Emilie Flöge, ihrer Familie und das von Gustav Klimt in einprägsamen wie eindrucksvollen Bildern vor Augen der Leserschaft auszubreiten.
Im Laufe der Romanbiografie erfährt man, wie aus einem Mädchen aus dem guten Hause eine Geschäftsführerin wurde, die sich in London und Paris zu behaupten und manchmal knallhart mit ihren Geschäftspartnern zu verhandeln wusste. Es wird auch deutlich, wie schwierig der Weg der Selbstbestimmung für eine Wienerin damals war, wie viel Herzblut, Geduld und harter Arbeit er Emilie abverlangte.
Man lernt diese bemerkenswerte, starke Frau kennen, die ihrer Zeit weit im Voraus war und die Maßstäbe im Denken wie in der Kleidung setzte. Modeschöpferinnen gab es damals selbst in Paris kaum, wie auch kein treffendes Wort dafür. Der Salon der Schwestern Flöge aber kleidete zu der Zeit die Vertreterinnen der oberen Schicht von Wien und Emilie entwarf die Kleider und beriet die Kundinnen. Sie strebte selbst nach Freiheit und wollte diese mit ihren teilen. Sie wollte zeigen, dass es auch anders geht: ohne die engen Korsetten und frei von der üblichen Rolle der Frau als Anhängsel von einem Mann. Bezeichnend ist das Kapitel, das beschreibt, wie Emilie auf Reisen von Engländern und Franzosen als Alleinreisende wahrgenommen wurde S. 219-222.
Auch ihre Beziehung zu Gustav Klimt kommt dabei nicht zu kurz: ihre gemeinsamen Besuche der Oper, Urlaube und Ausflüge am Attersee, einige von Kilmts Karten, die er ihr geschickt hatte, wurden angeführt. All das zeichnet ein Bild der Künstlerin und Gefährtin, die Gustav Klimt verehrte, deren Meinung er hoch schätzte und immer zu ihr zurückkehrte. Dabei gewinnt man Einblicke auch in das Leben vom großen Künstler: wie er war, wie er arbeitete, was er mochte, was ihn bewegte, etc.
Die damalige Zeit, die Belle Époque mit ihren Idealen und Werten, die an den Tag gelegt wurden, Problemen, die es zu bewältigen gab, wird in diesem Werk wieder lebendig. Man trifft Gustav Mahler und seine Frau Alma. Von Kokoschka und Schiele, wie von etlichen andern Künstlern dieser Zeit, ist die hier und dort Rede. Die Entstehung der Secession in Wien und Klimts Ausstellungen darin wurden sehr schön beschrieben.
Man merkt, mit wie viel Liebe zu Kunst und tiefgründigem Wissen über Klimt und seine Werke der Roman geschrieben ist.
Es gibt aber auch viele Tode und tragische Momente, insb. kommt einem der schnelle Tod Klimts nahe, auch wie er im Krankenhaus behandelt wurde, wie entsetzt Emilie darüber und über seine Entstellung war.
Im Buch findet man einige schwarz-weiß Fotos, die Emilie in jungen und reiferen Jahren zeigen, mit Klimt und ohne, auch die von Klimt mit und ohne Emilie, auch mit Freunden am Attersee. Besonders interessant sind sieben Fotos 1906-1910 von Emilie, auf denen sie ihre Kleiderkreationen präsentiert. Es gibt auch vier farbige Illustrationen von Klimts Bildern, zwei davon sind Portraits von Emilie. Ich habe mir noch mehr Fotos und Illustrationen gewünscht. Manches ist auch nicht immer chronologisch erzählt, das stört aber gar nicht.
Es gibt schöne Zitate, wie z.B. das von Stefan Zweig aus „Ungeduld des Herzens“ auf S. 243: Oder einige Zitate von Montaigne, die wunderbar in die Handlung passen und das Leseerlebnis ungemein bereichern:
Insgesamt ist es eine sehr gelungene Romanbiografie geworden, die sich leicht und angenehm liest, und ein unbeschreibliches Wohlgefühl dabei erzeugt. Sie hat einen Sog auf mich ausgeübt. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, auch weil ich wieder in diese Zeit eintauchen, noch mehr von dem Leben von damals erfahren und bei Emilie und Gustav verweilen wollte.
Es ist ein tolles Geschenk für alle an Kunst und Geschichte Interessierten und nicht nur.
Fazit: Ein sehr schönes Werk, das ich sehr gern gelesen habe und wärmstens weiterempfehlen kann.