Bis heute gibt es in Südafrika keine strukturell sichtbare Kirchengemeinschaft zwischen den mehrheitlich "schwarzen" und den ihrem Selbstverständnis nach vielerorts noch deutschsprachigen und vorwiegend "weißen" lutherischen Kirchen. Welche waren die Gründe, die zur Entstehung von nach Rassenzugehörigkeit getrennten Kirchen geführt haben? In seiner Untersuchung "Auf getrennten Wegen" geht Christian Hohmann der Entwicklung der lutherischen Missions- und Siedlergemeinden von 1652 bis 1910 nach. Die erste lutherisch geprägte Missionsstation und die erste lutherische Siedlergemeinde in Südafrika wurden im 18. Jahrhundert an jeweils unterschiedlichen Orten gegründet. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts kam es innerhalb der Hermannsburger Mission anders als bei der Herrnhuter Mission zur Entstehung von schwarzen Missionsgemeinden und eigenständigen weißen Siedlergemeinden. Vor dem Hintergrund der späteren kirchenpolitischen Diskussion um die Einheit der lutherischen Kirchen während der Apartheid fragt Hohmann danach, ob es bis Anfang des 20. Jahrhunderts Ansätze zu einer gemeinsamen Kirchenbildung gegeben hat und welche gesellschafts- und kirchenpolitische Rolle lutherische Missions- und Siedlergemeinden im Kontext der kolonialen Rassenpolitik gespielt haben.
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