Als am Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 in Deutschland die sogenannte "Stunde Null" schlug, galt dies im Prinzip für alle gesellschaftlichen Bereiche, so auch für das deutsche Bildungs- und Schulsystem. Die materielle und personelle Infrastruktur war durch die Jahre des Krieges teilweise zerstört, und insbesondere galt dies natürlich für die ideologische Grundlage der Lehrinhalte speziell in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur. Die Richtung der zukünftigen Entwicklung war bei Kriegsende also prinzipiell offen, und nicht zuletzt der Einfluss der alliierten Besatzungsmächte und ihre Vorstellungen von einem wünschenswerten Schulsystem für Deutschland konnten eine bedeutende Rolle spielen. Dadurch zeichnete sich jedoch für den Bereich Schule und Bildung, wie für das gesamte gesellschaftlich-politische System Deutschlands, sehr bald eine Teilung ab. Die Pläne der Westalliierten und der Sowjetunion gingen, wie in fast allen Fragen, auch bezüglich Bildung und Erziehung recht weit auseinander und die Entwicklung lief deshalb bereits relativ kurz nach Kriegsende in West- und Ostdeutschland in verschiedene Richtungen. In dieser Arbeit wird nach einer kurzen Skizzierung der Ausgangssituation im Bereich Schule nach Kriegsende zunächst auf die schulpolitische Entwicklung in Westdeutschland eingegangen, und zwar in den drei Besatzungszonen - der US-amerikanischen, britischen und französischen - und anschließend in der jungen Bundesrepublik bis 1953. Danach wird die Entwicklung in Ostdeutschland beleuchtet - zunächst in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), dann in der DDR. In der Schlussbetrachtung wird dann ein zusammenfassender Vergleich gezogen und der Frage nachgegangen, inwieweit die Entwicklung des Schulsystems in Ost und West als Spiegel der allgemeinen gesellschaftlich-politischen Prozesse gesehen werden kann. Die Festlegung des Schlusspunkts im Jahr 1953 bezieht sich auf eine westdeutsche Periodisierung, die in diesem Jahr den Abschluss der ersten bundesrepublikanischen Entwicklungsphase des Schulsystems sieht. Einen solchen Einschnitt bildet dieses Jahr in der Schulpolitik der DDR zwar nicht, dennoch kann anhand der Entwicklungen bis zu diesem Zeitpunkt der Unterschied zur Bundesrepublik und der Zusammenhang mit gesamtgesellschaftlichen Prozessen deutlich gemacht werden.
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