Magisterarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Geschichte Europas - Neueste Geschichte, Europäische Einigung, Note: 1,1, Technische Universität Dresden, Sprache: Deutsch, Abstract: Jenseits der einzigen offiziellen Interessenvertretung für Frauen, dem Demokratischen Frauenbund Deutschlands (DFD), entstanden in den 1980er Jahren informelle Frauengruppen in verschiedenen Städten und Regionen der DDR. Sie begannen die Stellung von Frau und Mann in der DDR-Gesellschaft zu hinterfragen und die eigene Lebensweise zu reflektieren. Als Gruppen, die sich eigenständig außerhalb des Organisationsmonopols der SED zusammenfanden, bewegten sich die Frauengruppen in einem Konglomerat von Gruppierungen, die Themen aufgriffen, welche im offiziellen Diskurs nicht erwünscht waren. Informelle Gruppierungen in der DDR sind besonders seit 1990 in den Fokus der historischen Forschung gerückt. Das zentrale Erkenntnisinteresse liegt dabei auf Fragen nach dem Oppositions- und Widerstandspotential dieser Gruppen. Die Existenz separater Frauengruppen findet gleichwohl kaum Erwähnung. Auch Studien, welche sich in den vergangenen Jahren ausführlicher mit Frauengruppen in der DDR befasst haben, setzen ihren Schwerpunkt oft nur bei den Gruppen mit dem Namen "Frauen für den Frieden", die in verschiedenen Städten der DDR aktiv waren. Anders als die Gesamtdarstellungen zur DDR-Opposition und Bürgerbewegung werfen diese Untersuchungen aber die Frage auf, ob die Frauengruppen der DDR eine Frauenbewegung gebildet haben. Die Autorin erörtert in ihrer Arbeit zunächst die mit dieser Fragestellung verbundenen theoretischen und methodologischen Probleme - etwa in Hinsicht auf die Anwendung der Begriffe "Neue Soziale Bewegung" und "Frauenbewegung" auf AkteurInnen und Prozesse in einer staatssozialistischen Gesellschaft. Anschließend werden mittels Archivquellen und Zeitzeuginneninterviews fünf Dresdner Frauengruppen, die in den 1980er Jahren aktiv waren, untersucht. Die Untersuchung der Gruppen erfolgt im Hinblick auf deren Entstehung, Gründungsmotive, Aktions- und Kommunikationsformen sowie den Verbleib der Gruppen. Zwei Aspekte werden dabei besonders berücksichtigt. Erkenntnis- und Entwicklungsprozesse der Gruppen beziehungsweise einzelner Frauen in den Gruppen werden beobachtet, um mögliche DDR-spezifische Auffassungen von Geschlechterverhältnissen zu ermitteln. Im Hinblick auf die Beantwortung der Frage nach einer Frauenbewegung in der DDR wird außerdem untersucht, ob und wie Vernetzung sowie Schaffung einer (Gegen-)Öffentlichkeit unter den spezifischen Bedingungen einer Diktatur auch über Dresden hinaus statt gefunden haben.
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