Starkes Frauenportrait aus Norwegen
Das Cover mit den beiden Frauen, die am Strand entlanggehen, lässt nicht unbedingt auf den Inhalt des Buches schließen. Der Titel schon eher, denn bei dem Roman „Aufs Meer hinaus“ von der norwegischen Autorin Cecille Enger handelt es sich um die
Lebensgeschichte von Bertha Torgersen und Hanna Brummenæs, die sich als erste Reederinnen Europas einen Namen…mehrStarkes Frauenportrait aus Norwegen
Das Cover mit den beiden Frauen, die am Strand entlanggehen, lässt nicht unbedingt auf den Inhalt des Buches schließen. Der Titel schon eher, denn bei dem Roman „Aufs Meer hinaus“ von der norwegischen Autorin Cecille Enger handelt es sich um die Lebensgeschichte von Bertha Torgersen und Hanna Brummenæs, die sich als erste Reederinnen Europas einen Namen machen sollten. Allen Widrigkeiten zum Trotz.
Als Leser/innen begleiten wir Bertha durch ihre Kindheit unter nicht immer einfachen Lebensverhältnissen in Norwegen des späten 19. Jahrhunderts. Eine prägende Zeit, die den späteren Lebensweg von ihr entscheidend beeinflussen sollte. Zur Zeit ihrer Konfirmation kreuzen sich erstmals die Wege mit Hanna, die sich für ihr späteres Leben als Fix-und Angelpunkt herausstellen sollte.
In Visnes fängt Bertha an in einem Lebensmittelladen zu arbeiten und trifft nach Jahren Hanna wieder. Nach anfänglicher Distanz kommen sich die beiden Frauen näher und lernen sich besser kennen und lieben. Einer Liebe, die sie Zeit ihres Lebens geheimhalten mussten.
Autorin Cecille Enger ist mit „Aufs Meer hinaus“ ein tolles Buch gelungen. Gerade diese ruhige, unaufgeregte Art des Erzählens ist ein großer Pluspunkt bei dieser Geschichte. Man könnte fast meinen, dass die Geschichte ohne große Emotionen dargestellt wird, aber dies würde der Sache nicht gerecht werden. Vielmehr ist es wohl eher der norwegischen Mentalität geschuldet, die von Natur aus eher etwas kühl daherkommt. So bleiben die Figuren immer etwas auf Abstand, was ich als sehr angenehm empfunden habe.
Für Frauen im Allgemeinen war die Zeit Ende des 19. Jahrhunderts / Anfang des 20. Jahrhunderts keine leichte Zeit. Sie ist geprägt von vielen Entbehrungen. In der Regel abhängig vom Ehemann und eher mit Haushalt und Kindererziehung beschäftigt, als selber im Geschäft zu arbeiten und Geld zu verdienen. Von Schule und Ausbildung ganz zu schweigen.
Um so außergewöhnlicher ist es, dass sich Bertha gegen Familie und Kinder entscheidet und ihrem Herzen folgt, was Arbeit und Beziehung angeht. Bestimmt keine leicht Entscheidung, aber die für sie richtige.
Der Erzählstil ist flüssig, aber eher distanziert. Der Geschichte kann man gut folgen und sie ist leicht verständlich. Die Autorin hat gut recherchiert, was dem Buch Glaubwürdigkeit verleiht. So erfährt man zudem viele interessante Dinge und Fakten aus der Region zur damaligen Zeit.
Fazit: Ein leises, aber dennoch starkes Buch über zwei Frauen die in einer männerdominierten Branche ihr Ding gemacht haben.
Das ist spannend zu lesen und zeigt mal wieder, dass es auch früher schon Frauen gegeben hat, die sich nicht unterkriegen haben lassen von gesellschaftlichen Konventionen. Klare Leseempfehlung!