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Arundhati Roys Aufsätze und Reden in deutscher Sprache zu veröffentlichen zeugt von Mut. Sie behandeln fast durchweg indische Ereignisse, deren globale Bedeutung nicht unmittelbar einsichtig ist. Die zwischen 2002 und 2008 entstandenen Texte sind durchweg in Indien publiziert worden. Der Band beginnt mit einem Aufsatz über die Massaker an Muslimen in Gujarat im Jahr 2002, drei Beiträge sind dem Anschlag auf das indische Parlament 2001 gewidmet, einer dem Anschlag in Bombay im November 2008. Die Leidenschaft, mit der Arundhati Roy ihre detailreichen Analysen vorbringt, ist bewundernswert. Auch wenn man bezweifeln mag, ob ihre Folgerungen soziologisch und politologisch immer stichhaltig sind, die Fakten zu Korruption, Massenmorden, Heuchelei, die sie aneinanderreiht, sind ausgiebig dokumentiert und lassen die Leser erschaudern. Möglicherweise würde die Autorin jeden dieser Texte heute umschreiben, weil die Entwicklung neue Schlaglichter auf Ereignisse wirft, die bis zu acht Jahre vorher geschehen sind. Vielleicht hätten Einführungen geholfen. Doch gibt uns Roy hier Einblicke in die fauligen Eingeweide der "größten Demokratie der Welt", wie sie uns sonst keine Autoren, weder indische noch andere, geben können. Eine Demokratie lebt eben aus den tausend Institutionen, Gesetzen und Gruppierungen, in deren Wirrwarr wir uns hier mühselig hineinlesen müssen. Angesichts dieses Morasts schreibt Roy von der "Scham darüber, was wir haben geschehen lassen". Und weiter: "Hier sind wir. In Indien. Der Himmel stehe uns bei." (Arundhati Roy: "Aus der Werkstatt der Demokratie". Essays. Aus dem Englischen von Anette Grube. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2010. 336 S., geb., 19,95 [Euro].) kmp
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
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