Wissenschaftliches Gequassel
Sein Buch über Integration habe ich gern gelesen, mit diesem Buch hatte ich gewisse Probleme.
Das liegt auch daran, dass er mit Winkler offenbar den falschen Historiker zu diesem Buch interviewt hat. Winkler habe ich von meiner Liste der zu lesenden Bücher
gestrichen.
Dass der Dreißigjährige Krieg die deutsche Urkatasstrophe sei (38), behauptet nicht nur er.…mehrWissenschaftliches Gequassel
Sein Buch über Integration habe ich gern gelesen, mit diesem Buch hatte ich gewisse Probleme.
Das liegt auch daran, dass er mit Winkler offenbar den falschen Historiker zu diesem Buch interviewt hat. Winkler habe ich von meiner Liste der zu lesenden Bücher gestrichen.
Dass der Dreißigjährige Krieg die deutsche Urkatasstrophe sei (38), behauptet nicht nur er. Doch glaube ich, dass man in der Geschichte nicht so weit zurückgehen darf, weil die ältere Geschichte in der Bevölkerung gar nicht präsent ist.
Viel gravierender aber ist, dass Geschichte immer die Geschichte der Sieger ist. Für Deutschland bedeutet das bis ins 20. Jahrhundert die Geschichte Preußens. Und Preußen steht für die Niederschlagung der Demokratiebewegung in Deutschland. 1848 wird das im Buch angedeutet, doch die Mainzer Republik 1792 wird vergessen. Die „Befreiungskriege“ gegen Napoleon haben den preußischen Staat befreit, doch bei den gehorchenden Untertanen wäre Napoleon beliebter gewesen, wenn er nicht auch seine Macken gehabt hätte.
Die nationale und die demokratische Bewegung waren in Deutschland alles andere als identisch. Und eine Erinnerungskultur an frühe deutsche Demokraten ist in Deutschland nur schwach ausgebildet. Dies vorausgeschickt kann der Leser ohne Bedenken mit dem 3. Kapitel des Buches anfangen, wo er die Spaltung der Gesellschaft betrachtet. „Bürger vs. Citoyen“, „Der unsichtbare Bürger vs. Wutbürger“ und „Freiheit vs. treue Gefolgschaft“ sind die ersten Überschriften.
Nach einem historischen Exkurs bemängelt er die immer noch weit verbreitete Untertanenmentalität und wünscht sich ein Wahrnehmung der Freiheit, vor allem der Meinungsfreiheit und nennt als Beispiel, dass Stille im Schloss Bellvue herrschte, als Abdel-Samad dem Bundespräsidente nach dessen Gratulation des iranischen Regimes widersprach. Von anderer Seite nähert er sich demselben Thema wie mein letztes besprochene Buch von Morsbach.
So ist das 4.Kapitel mit Hildegard von Bingen, dem Bamberger Rathaus, Luthers Rede in Worms, dem Hambacher Fest, Stuttgart 21 und dem Hambacher Forst als Beispiele von zivilem Widerstand ein Höhepunkt des Buches. Seine Beispiele zur Meinungsfreiheit im folgenden Kapitel sind erschütternd und wutzig zugleich. Leider geht dieses Kapitel schleichend in die Integrationsdebatte über. Da ich sein vorheriges Buch gelesen habe, erfahre ich nichts substantiell Neues.
Wer S.78-130 liest, liest ein gutes Buch. Da ich auch den Rest gelesen habe, kann ich leider nur 2 Sterne vergeben.