Amüsant, unterhaltsam und mit genau dem richtigen Maß an Spannung
Lissies Wochenende bei den Eltern in der hessischen Kleinstadt könnte so schön entspannt sein: man wird vom Papa mit einem Liedchen geweckt (ob man will oder nicht), Mutti hat das Frühstück schon auf dem Tisch, die Sonne scheint,
das Dorffest steht an und Muttis beste Hass-Liebe-Freundin Carla, eine durchgeknallte Mitsechzigerin…mehrAmüsant, unterhaltsam und mit genau dem richtigen Maß an Spannung
Lissies Wochenende bei den Eltern in der hessischen Kleinstadt könnte so schön entspannt sein: man wird vom Papa mit einem Liedchen geweckt (ob man will oder nicht), Mutti hat das Frühstück schon auf dem Tisch, die Sonne scheint, das Dorffest steht an und Muttis beste Hass-Liebe-Freundin Carla, eine durchgeknallte Mitsechzigerin und Boutique-Besitzerin, bringt den neusten Dorftratsch mit. Angeblich will Carla auf besagtem Dorffest auch „den Knaller des Jahres“ präsentieren, wenn ihr „Informant“ rechtzeitig liefert ... Da Lissie sehr neugierig ist und nicht so lange warten kann, will sie Carlas Boutique einen Besuch abstatten und sich so einen Informationsvorsprung verschaffen. Aber Carla ist nicht da, das Geschäft geschlossen und wenig später wird sie erwürgt aufgefunden!
Ausgerechnet Lissie gerät ins Visier des ermittelnden Kommissars Loch, einem sehr gutaussehenden Mittvierziger, da sie die Letzte am Tatort war. Das kann sie natürlich nicht auf sich sitzen lassen und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Und da sie sich allein dann doch nicht so richtig traut, zieht sie auch noch ihre beste Freundin Doris mit in die Geschichte rein und das Unheil nimmt seinen Lauf ...
Selten hat mich in letzter Zeit ein Erstlingswerk so gut amüsiert. Der Humor war genau meins und genügend Spannung hatte die Geschichte auch. Es werden viele (falsche) Spuren gelegt und immer wieder neue Verdächtige ins Spiel gebracht. Lissie und der Kommissar kabbeln sich eigentlich ständig und ermitteln zum Teil fast um die Wette.
Dazu kommt noch, dass die Personen herrlich schräg, charmant und sehr bildhaft beschrieben werden. Lissie ist als übereifriger „Miss Marple Verschnitt“ mit dem richtigen Riecher und trotz Kommissar Lochs Skepsis eine tolle Detektivin. Ihre Eltern sind typisch: lieb, lustig, nett, überbesorgt („das arme Kind“ ist immerhin schon Mitte 30) und praktisch veranlagt – es könnten meine sein ;-). Neben Lissie und dem Kommissar gibt es auch noch einen sehr auffälligen Privatdetektiv ohne wirkliche Ambitionen, aber er sieht gut aus, ein „George Clooney-Hercule Poirot-Verschnitt“- die Bilder im Kopf werde ich sobald nicht mehr los. Sehr schön fand ich auch Doris, Lissies Freundin mit der Bond-Girl-Figur und dem Hammer-Busen (Ich habe schon wieder Bilder im Kopf).
Als Nebenfiguren gehen Egon, der Metzger mit Schweißhänden und Knie-Betatscher (iiiiiiiieh!); Trudy, Carlas Schwester, die vor 40 Jahren nach Amerika ausgewandert ist (Ich stelle sie mir ein bisschen so wie im Denver Clan vor, irgendwie mondän.); ein Ego-Couch der aussieht wie der Weihnachtsmann und seine Mitarbeiterin, die Hexe von Hänsel und Gretel mit ins Rennen. Und last but not least: die Cappuccino-Muttis - dazu muss man nix sagen, die kennt leider jeder, aber auch sie waren treffend beschrieben. Man merkt schon, die Geschichte lebt von den Figuren und Kleinigkeiten, die das Dorfleben so ausmacht. Der Klatsch und Tratsch, jeder kennt jeden, Lissie bekommt auch mit Mitte 30 noch das Stück Wurst beim Fleischer auf die Hand – ein Traum.
Ich habe das Buch fast auf einen Rutsch durchgelesen und hoffe auf weitere Bücher mit Lissie und Kommissar Loch.
„Ausgeplappert“ hat die 5 Sterne wirklich verdient und bekommt eine uneingeschränkte Leseempfehlung von mir.