Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Germanistische Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Weiblichkeitsentwürfe in der Literatur des 18. Jahrhunderts, Sprache: Deutsch, Abstract: Zu den faszinierendsten Frauen der deutschen Literaturgeschichte zählt heutzutage Caroline Michaelis-Böhmer-Schlegel-Schelling. In besonderem Maße bekannt ist jene Göttinger Professorentochter vor allem durch ihre Vorreiterrolle im „Jenaer Kreis“ geworden. Dort bildete sie, in zweiter Ehe mit August Wilhelm Schlegel verheiratet, den Mittelpunkt jener Gruppierung der „Frühromantiker“ - einer avantgardistischen literarischen Gruppe von jungen Intellektuellen - bestehend aus berühmten Zeitgenossen wie den Schlegel-Brüdern, Novalis, Ludwig Tieck, dem jungen Schelling und Friedrich Schleiermacher. Caroline fühlte sich in Gesellschaft sehr wohl und war „mit diesem romantischen Thal ganz befreundet“ , wie sie es dereinst formulierte. Der Jenaer Kreis verlor sich unter anderem schließlich deshalb, weil Caroline es vorzog, ihren Mann zu verlassen und den zwölf Jahre jüngeren Philosophen Schelling zu heiraten. Wohlwollend, nahezu „harmlos“ oder gar „aalglatt“ lesen sich Charakterbilder dieser Art. Doch jene, vor ca. zwei Jahrhunderten lebende, Frau galt dereinst weder als Berühmtheit noch war sie dem elitären Kreise der schriftstellerischen Zunft zugehörig. So ungewöhnlich und mitunter fast holprig ihr Name sich für heutige Verhältnisse liest, so spannend, bewegt und ereignisreich spiegelt dieser zugleich die facettenreiche Vita der Caroline wieder. Schwer nur vermag man sich der von den Briefen ausgehenden Wirkung zu entziehen: Mit ihr gemeinsam zu lieben, zu leiden, ihre Sorgen und Ängste emphatisch und ganz unwillkürlich zu teilen, „verlebendigt“ diese Frau vergangener Tage auf ungewöhnliche Weise und verortet sie gleichermaßen zeitlos im präsenten Hier und Jetzt. Weder bedeutende Reisen noch große Werke prägten ihr Leben derart maßgeblich, als dass ihr Schatten noch weit bis in die Gegenwart reicht, sehr wohl jedoch ihr Umgang mit jenen bedeutenden Persönlichkeiten des eingangs erwähnten Jenaer Kreises. Als Inspiratorin diverser Dichter und Denker zur Zeit der Romantik vermochte es die von Haus aus sehr gebildete Professorentochter, sich in der „Männerdomäne“ noch weitaus gebildeter Kreise auf Augenhöhe zu bewegen und als ebenbürtiger Gesprächspartner zu behaupten. Als unweigerliche Chronistin ihrer Zeit war sie Zeugin bedeutsamer Umbrüche auf deutschen Gebieten.