Examensarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Didaktik für das Fach Deutsch - Pädagogik, Sprachwissenschaft, Note: 2, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Sprache: Deutsch, Abstract: Schulen sind kein Ort des friedlichen und freundlichen Miteinanders. Insbesondere die Kinder unserer Hauptschulklassen zeigen erhebliche Defizite. Die Nichteinhaltung von Regeln, Unpünktlichkeit,Unaufrichtigkeit, Skrupellosigkeit, Unmotiviertheit,Kooperationsschwäche, Ellenbogendenken, Empathielosigkeit, Mobbing, sprachliche Verrohung,Impulsivität, Aggression, Verhaltensauffälligkeiten/-störungen–die Liste ließe sich fortführen–sind an der Tagesordnung. „Ey Alter, gib mir mal dein Buch rüber….“„Verpiss dich, du Opfer. Hol dir dein eigenes.“ „Oh Mann, habt ihr die gehört, Alter?? Bist du dumm, oder was?!“… „Fick dich, du Hurensohn!“ Dieser Ausschnitt ist ein Zitat aus einem Dialog zweier 12-jähriger Schüler einer sechsten Klasse. Das verwendete Vokabular gehört in den festen Wortschatz vieler SchülerInnen. Es fällt auf, dass es weder sachangemessen (Bitte um ein Buch/Ablehnung der Bitte), situationsangemessen (in der Schule im Beisein der Lehrerin) noch einem lexikalischen/grammatikalischen Kontext entsprechend verwendet wird (Schüler A richtet sich an ein Mädchen später an eine ganze Schülergruppe mit „Alter“). Auch die sozialen Defizite werden deutlich: Es fehlen jede Regel der Freundlichkeit, Grenzen, Respekt. Der schmale Wortschatz ist auf einen grundsätzlich barschen, rauen, diffamierenden Umgangston zugeschnitten, er spiegelt verbal wie non-verbal eine aggressive, feindselige Grundeinstellung dem anderen gegenüber wider: „aggro“ sein ist cool und nährt das oftmals labile, negative Selbstbild. Tägliches Credo ist: Erniedrige ich den anderen, erscheine ich selbst größer. Wie Korte (1996) beschreibt, wollen sich Schulkinder grundsätzlich verträglich und freundlich verhalten: Nur gelingt es ihnen nicht! Diese Vermutung findet Bestätigung in der Erfahrung, dass die Mehrzahl jener SchülerInnen, die sich in der Klasse sozial unangemessen verhalten, im Einzelgespräch bekunden, dass sie die Normen und Regeln der Gemeinschaft anerkennen. Schulen müssen sich der Realität stellen: Unterricht ist zum Ort sozialer Unterweisung geworden und dieser wird „als kommunikativer und zugleich kooperativer Prozess verstanden.“ Kinder brauchen einen Raum, in dem sie soziale und damit kommunikative Erfahrungen mit anderen Kindern und Erwachsenen nachholen können. Ihnen soll nicht gesagt werden, DASS sie friedlich sein, sich austauschen und zuhören sollen, sondern WIE sie es können. Es gilt ein Repertoire aufzufüllen, über das die Kinder von Haus aus nicht mehr verfügen.(...)