Dieser Band vereinigt eine repräsentative Auswahl der Meister-Feuilletons von Alfred Polgar. Zu höchster Finesse entwickelte er Reize und Valeurs der kleinen Form, die in aphoristischer Knappheit eine Welt auf die Probe stellt. Was dieser Autor für die Spalten unter dem Strich der ersten oder zweiten Seite großer urbaner Tageszeitungen schrieb, das bleibt bestehen als eine Kette von Streiflichtern, die das Menschliche und das Unmenschliche seiner Zeit bis auf den Grund erhellen. Diese Texte manifestieren ein zwiefältiges Understatement: sie geben sich anspruchslos in Gegenstand und Formung. Gerade dadurch aber reichen sie - Paradox der Kunst - über sich hinaus; gerade dadurch fassen, erschließen, erfüllen sie mehr, als sie vorgeben; gerade dadurch formulieren sie gültigeren Ausdruck als manches Monumentalwerk, das die Weite der Welt zu umspannen sucht. Was Polgar hinterließ, zeichnet nicht nur die Statur einer Gesellschaft im Zwiespalt zwischen Gefordertem und Geleistetem - es zeichnet die Statur eines Mannes, der seine Befunde dieser Welt, ihres Scheins und ihres Seins, in dezenten Miniaturen sacht und beiläufig zu radikalisieren verstand, bis aus den Gebilden seines wissenden Worts ungetrübte Wahrheit hervorging.
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