Kampfzone Gesellschaft
Es handelt sich um den Debütroman von Michel Houellebecq aus dem Jahr 1994. Seitdem gilt Houellebecq als (begabter) Provokateur. Ihm gelingt es zweifelsohne, Atmosphäre zu schaffen. Das gesamte Werk ist aufgeladen mit negativer Energie.
Bereits das kurze erste Kapitel
wirkt obszön, vulgär und dekadent. Der namenlose Ich-Erzähler, ein 30jähriger Informatiker, ist ein…mehrKampfzone Gesellschaft
Es handelt sich um den Debütroman von Michel Houellebecq aus dem Jahr 1994. Seitdem gilt Houellebecq als (begabter) Provokateur. Ihm gelingt es zweifelsohne, Atmosphäre zu schaffen. Das gesamte Werk ist aufgeladen mit negativer Energie.
Bereits das kurze erste Kapitel wirkt obszön, vulgär und dekadent. Der namenlose Ich-Erzähler, ein 30jähriger Informatiker, ist ein extremer Zyniker. Seine destruktiven Beschreibungen prägen den gesamten Roman. Zum Beispiel findet er in einem Geschäft einen Toten, ohne das irgendeine Dramatik entsteht (73), charakterisiert er Rouen als „grau, schmutzig, schlecht erhalten, … von Lärm und Luftverschmutzung versaut“ (75) und äußert sich herablassend zu einem Brautpaar, welches vor einer Kirche steht. (78).
Einen Erklärungsansatz liefert der Autor ein paar Seiten weiter. “Der Wirtschaftsliberalismus ist die erweiterte Kampfzone, das heißt, er gilt für alle Altersstufen und Gesellschaftsklassen. Ebenso bedeutet der sexuelle Liberalismus die Ausweitung der Kampfzone, ihre Ausdehnung auf alle Altersstufen und Gesellschaftsklassen.“ (110)
Neoliberale Maßstäbe gelten nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch unmittelbar für die Menschen. Diese werden nach ihrem Marktwert beurteilt und damit zum Objekt. An dieser fundamentalistischen und letztlich unmenschlichen Betrachtungsweise scheitern nacheinander Arbeitskollege Tisserand und der Ich-Erzähler. Es gibt nur Sieger und Verlierer und wem die Natur übel mitspielt, hat eben Pech gehabt.
Auffallend und auch seltsam sind die zwischenzeitlichen Wechsel von der Ich-Perspektive auf eine Metaebene, die Ebene des Autors („Die folgenden Seiten bilden einen Roman“ (16), „Das fortschreitende Verlöschen zwischenmenschlicher Beziehungen bringt für den Roman allerdings einige Schwierigkeiten mit sich.“ (46)).
Houellebecq ist ein ungewöhnlicher Autor. Mir würde kein zweiter einfallen, der mit ihm vergleichbar ist. Wenn sein Ziel darin besteht, eine Welt zu konstruieren, in der der Mensch ausschließlich nach seinem Marktwert beurteilt wird, ist ihm das auch gelungen. Der Roman ist destruktiv bis zur Selbstzerstörung.