Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Film und Fernsehen, Note: 2, Freie Universität Berlin (Publizistik), Veranstaltung: Hauptseminar: Mediatisierung der Privatheit, Sprache: Deutsch, Abstract: Einleitung Seit vielen Jahren schon, nehmen Talkshows einen hohen Stellenwert im Nachmittags- und Abendprogramm des deutschen Fernsehers ein. Aber wie kommt es, daß das Fernsehen, was früher nur ein Fenster zur weiten Welt war, heute zu einer Bühne der kleinen und einfachen Leute wird ? Wie kommt es, daß sich so viele Menschen darum reißen in einer Talkshow aufzutreten und offen über ihre persönlichen Probleme zu sprechen ? Nun, nicht alle Menschen merken, daß Talkshows kein informatives oder aufklärendes Medium ist, in dem tiefgründige Diskussionen über eine bestimmte Fragestellung geführt werden. Statt dessen handelt es sich um Sendungen, deren Themenkomplexe Beziehungen, Familie, Gesundheit und Schönheit entstammen und von alltäglichen und banalen Problemen bis hin zu schwerwiegenden psychologischen Problemen, die eher in eine Therapie als in eine Talkshow gehören, reichen. Und dennoch werden die Sendungen, die von den Emotionen leben, die sie bei den Gästen, dem Publikum und den Zuschauern auslösen, im hohen Maße konsumiert. Ein genauer Blick zeigt aber, daß im Kontrast zu dem außerordentlichen Erfolg der neuen Formate beim Massenpublikum sich inzwischen eine scharfe Medienkritik formatiert hat, die in den allzu persönlichen Gesprächen und der öffentlichen Zurschaustellung aller möglichen körperlichen und seelischen Normvarianten nicht die oft propagierte Lebenshilfe für Studiogast und Zuschauer sieht, sondern vielmehr eine Gefahr für Moral und Anstand. Dieser Tendenz scheinen Menschen zu unterliegen, die sich selbst in einer eher kritischen Distanz zu medialen Angeboten, vor allem dem Fernsehen gegenüber, sehen. Diese schieben eine potentielle Opferrolle denen zu, die entweder aufgrund ihrer prinzipiell mangelnden analytischen Distanz, ihrer schlechten soziokulturellen Ausgangsposition oder auch einer noch nicht voll entwickelten intellektuellen und/oder emotionalen Widerstandsfähigkeit der Macht der Bilder sozusagen schutzlos ausgeliefert sind. Es verwundert daher nicht, daß aus vielen Quellen in diesem Zusammenhang von einem ,,geistig weniger differenzierten Zuschauer" gesprochen wird, oder es handelt sich um Kinder und Jugendliche. [...]