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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
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Der Koreaner Choi Seung-Ho vereint in seiner Lyrik Nihilismus und Natursehnsucht, Zivilisationskritik und Zen. Die Gedichte entfalten Gleichnisse zwischen Angestellten und Trockenfischen, Tagebau und Brachlandschaften der Liebe, zwischen Schleusen der Stauseen und versiegelten Seelen der Moderne. Auch die Fortpflanzung ist im Maschinenzeitalter angekommen: in dem Gedicht "Industriegebiete" wird ein Kind ohne Gehirn mit einem Plastikschlauch als Nabelschnur geboren, die Muttermilch ist eine "giftige Brühe". Bilder des Lebens sind mit Todesmotiven verquickt. Die Vergänglichkeit als klassischer Topos wird von Dekadenz und Korruption in Form einer "Goldkirche" oder Modenschau für Trauerkleidung in einem Kaufhaus als Sinnbild des Laufstegs des Lebens abgelöst. Alternativ zum Kapitalismus bergen die Gedichte "Die Zeit des Wundbrandes" oder "Luftflimmern" buddhistische Motive der Wiedergeburt, Reinigung und Revolution. So wird im Spätwerk von Choi Seung-Ho die organische Vision der Öko-Lyrik um die Dimension religiöser Ganzheit erweitert. Der Nihilismus weicht in Zen-Gedichten wie "Der Geschmack der Steine" und "Das Buch aus Wasser" der gewollten Suche nach einer nunmehr spirituellen Leere. (Choi Seung-Ho: "Autobiographie aus Eis". Gedichte. Aus dem Koreanischen von Kyunghee Park, Kurt Drawert. Wallstein Verlag, Göttingen 2011. 144 S., geb., 19,90 [Euro].) sg
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