Die vorliegende Arbeit untersucht die Problematik eines Zusammenhangs zwischen dem autobiographischen Schreiben und dem Versuch einer Identitätskonstruktion in Texten von Afrodeutschen. Die Auseinandersetzung mit diesem Thema ist aus der Feststellung erwachsen, dass sich viele Afrodeutsche in Deutschland als kategorisierte ,Andere‘ fühlen. Dieses Gefühl, nicht dazuzugehören, führt zu einer Identitätskrise, deren Prozess in ihren autobiographischen Texten dargestellt wird. Die Studie hat in Anlehnung an postkoloniale bzw. postmoderne Theorien zur Identität und Autobiographie versucht, eine Lesart von (Auto-)Biographien von Hans-Jürgen Massaquoi, Holde-Barbara Ulrich und Thomas Usleber vorzuschlagen. Das postmoderne Verständnis von Autobiographie will, dass die Lebensgeschichte nicht unbedingt von einem stabilen, sondern auch von einem dezentrierten Ich erzählt wird. Auch postkoloniale Ansätze widersetzen sich dem Verständnis vermeintlicher homogener Identitäten und plädieren für heterogene bzw. plurale oder hybride Identitätskonzepte. Die Vertreter der Postkolonialismus-Forschung, wie etwa Stuart Hall und Homi Bhabha, plädieren nämlich für eine radikale Revision herkömmlicher Sichtweisen von ,Rassen‘ oder ein neues Verständnis von ,Kultur‘, ,Nation‘ und Identität. Deswegen sieht diese Arbeit in den hier untersuchten Texten eine Manifestation dieser Identitätskonzepte, weil das schreibende bzw. das beschriebene Ich für die Anerkennung seiner heterogenen bzw. hybriden Identität kämpft. Das autobiographische Subjekt will somit nicht mehr die einfache Rolle des kategorisierten ,Anderen‘ akzeptieren und versucht, sich als ein selbstverständlich anzunehmendes Mitglied der Gesellschaft zu positionieren.
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