Magisterarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Deutsches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: [...] Es ist unsicher, ob die Autoren ihre Lebenszeugnisse niederschreiben, um die Welt zu verbessern. Jedoch scheint es unbestritten, dass in autobiographischem Stil vorgetragene, in autobiographische Erzählungen gekleidete historische Kritik an der Welt objektiv anders wahrgenommen wird. Ob diese Kritik durch autobiographisches Schreiben allerdings in ihrer Beachtung und Wirkung in der Literatur verstärkt wird, wie im musikmedialen Bereich beispielhaft festgestellt, soll in dieser Arbeit untersucht werden. Unterstützt autobiographisches Schreiben die Intention einer Gesellschaftskritik? Diese Frage nach dem Zusammenhang von autobiographischem Schreiben und Gesellschaftskritik soll zur Leitfrage einer Analyse einiger literarischer Texte und zum Leitfaden dieser Arbeit werden. Die literarische Analyse beschränkt sich auf deutschsprachige Texte nach 1945. Aus dieser Zeit stehen zahlreiche Autobiographien und autobiographisch geprägte Texte zur Verfügung. Bei der Textauswahl habe ich allerdings nicht auf von den Autoren als Autobiographien gekennzeichnete Texte zurückgegriffen, sondern Texte ausgewählt, in denen die Autoren eine möglicherweise autobiographisch angelegte Figur beschreiben, die in der Welt mit der eigenen Identität ringt und dadurch Kritik am Lebensumfeld und an der Gesellschaft übt. Ich erachte diese Perspektive als wirkungsvoller für die Analyse, da der Leser, an den die Kritik gerichtet wird, nicht von vornherein durch die Nachzeichnung eines gelebten Daseins und den Stempel ‚Autobiographie – alles echt‘ an der möglicherweise nicht auf den ersten Blick erkennbaren Kritik vorbei gestoßen wird, sondern sich mit der Figur auseinandersetzen und Teil der Kritik oder des Kritisierten werden muss. Für die Untersuchung eines Zusammenhanges von autobiographischem Moment und Gesellschaftskritik wurden die Autoren Peter Weiss, Stephan Hermlin, Christian Kracht und Benjamin von Stuckrad-Barre ausgewählt. Weiss gilt in der Forschung als Ausgangspunkt eines neuen autobiographischen Erzählens4, seine ersten Werke Abschied von den Eltern und Fluchtpunkt setzen sich sehr stark mit Weiss‘ Leben auseinander. Zur besseren Übersicht wird nur das erste, Abschied von den Eltern, untersucht. Stephan Hermlin ist deshalb für diese Untersuchung interessant, da sein Abendlicht eine seiner letzten Veröffentlichungen darstellt. [...] 4 Vgl. dazu die Peter Weiss-Forschung in dieser Arbeit.