Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Philosophie - Praktische (Ethik, Ästhetik, Kultur, Natur, Recht, ...), Note: 2,0, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (Institut für Philosophie), Veranstaltung: Castiglione: Il Cortigiano / Der Höfling , Sprache: Deutsch, Abstract: 1. Einleitung Das Werk des Renaissance-Schriftstellers Baldassare Castigliones „Il Libro del Cortegiano“ , zu Deutsch „Das Buch vom Hofmann“ ist eine der wichtigsten Grundlagentexte der Moralistik der Neuzeit. Der Autor dieses Werkes skizziert in einem fiktiven Gespräch berühmter Persönlichkeiten des frühen 16. Jahrhunderts am Fürstenhof von Urbino den perfekten Hofmann, der ritterliche Tugenden und humanistische Bildung in sich vereint. Das Resultat ist so der moderne Gesellschaftsmensch, der sich in seiner Umgebung zu bewegen weiß und nach Ansehen und Anerkennung durch die Gesellschaft strebt. Die Eigenschaften, die der Hofmann dabei haben soll, sind dabei Vielfältig, werden aber nur umrissen und niemals konkret. Dennoch ist dieses Buch, auch wenn es im 16. Jahrhundert als eine Anleitung zur Ausbildung am Hofe angesehen wurde, niemals abgeschlossen und die Entwicklung des perfekten Hofmanns und Gesellschaftsmenschen niemals vollendet. Diese offene Erörterung der Eigenschaften des Hofmanns zeigt sich dann auch in der gewählten Form der literarischen Gattung – des Dialogs. Eine Gesellschaft aus Adligen und Humanisten findet sich im „Il Cortegiano“ an vier Abenden zu einer geselligen Runde ein, um über die wesentlichen Eigenschaften des Hofmanns und der Hofdame zu diskutieren. Die zahlreichen Standpunkte die dabei vertreten werden spiegeln römisch-antike Vorstellungen des tugendhaften Menschen, wie der zeitgenössischen politischen, kulturellen und sozialen Entwicklung Italiens im frühen 16. Jahrhundert wieder. Auch der gewählte Ort für diese Handlung ist dabei von Castiglione mit Bedacht gewählt worden, er spiegelt die Blüte der italienischen Fürstentümer in der Renaissance wieder, besonders des Herzogtums Urbino. Castiglione stellt an diesem Ort eben die Entwicklung dar, die zur Ausbildung eines neuen Menschentypus, nämlich des Renaissancemenschen, führte und somit auch des perfekten Hofmanns. [...]