Digitalisierung ist ein inflationär verwendeter Begriff. Dabei wird "Digitalisierung" auf der einen Seite gerne im Sinne der Aufmerksamkeitsökonomie eingesetzt, um "alternativlose" Projekte durchzuführen, aber auf der anderen Seite genutzt, keine Entscheidungen unter Unsicherheit treffen zu müssen und nichts falsch zu machen. Die gute Nachricht ist, dass es Banken auch noch weiterhin geben mag – es gibt auch 25 Jahre nach Beginn des E-Commerce noch Buchhandlungen oder Reisebüros. Die schlechte Nachricht ist, dass dies verschiedenen Gegebenheiten geschuldet ist: Zum einen der nichtlinearen Entwicklung von digitalen Geschäftsmodellen, welche unterschwellig starten, dann nicht aufzuhalten sind, aber (begrenzte) Nischen für traditionelle Geschäftsmodelle offenlassen. Zum anderen einem dynamischen Nichtgleichgewicht, welches von traditionellen Marktmodellen nicht abgebildet werden kann. Und schließlich einer "Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen", da sich Konzepte der Vergangenheit, aktuelle Entwicklungen der Gegenwart und beginnende Entwicklungspfade überschneiden. In diesem Spannungsfeld der "Digitalisierung" werden für Banken zwei Faktoren ausschlaggebend sein. Ein Mut zur Zukunft muss sich in einer Entscheidungsbereitschaft der handelnden Personen widerspiegeln. Denn jede bewusst getroffene Entscheidung ist ein Schritt in die Zukunft und damit ein Fort"schritt", wohingegen eine Nichtentscheidung immer ein Verharren sein muss. Und ein Mut zum Wissen muss zu einer gezielten Aus- und Weiterbildung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch aller Führungskräfte führen. In diesem Sinne soll das vorliegende Buch die Digitalisierung von Banken ausgehend von den traditionellen Kernfunktionen über die Frage nach der Bedeutung von Daten und Künstlicher Intelligenz als Schlüsseltechnologie bis zum Prüfstein von Entscheidung unter Unsicherheit beleuchten und dabei herausstellen, dass Digitalisierung gerade nicht "Technik" ist, sondern die Neuinterpretation von vorausblickenden Kaufleuten im 21. Jahrhundert.