Das Foto eines Navy-Matrosen, der bei der Siegesfeier 1945 auf dem Times Square eine Krankenschwester küsst, kennt jeder. Nun soll es gehen: Wegen „Inklusivität“ und „Awareness“ entfernt das US-Veteranenministerium dieses wunderschöne Bild. „Es erstaunt, mit welcher Heftigkeit gekämpft wird, um eine
neue moralische Ordnung durchzusetzen, und welche Strategien dafür verfolgt werden.“
Bernd…mehrDas Foto eines Navy-Matrosen, der bei der Siegesfeier 1945 auf dem Times Square eine Krankenschwester küsst, kennt jeder. Nun soll es gehen: Wegen „Inklusivität“ und „Awareness“ entfernt das US-Veteranenministerium dieses wunderschöne Bild. „Es erstaunt, mit welcher Heftigkeit gekämpft wird, um eine neue moralische Ordnung durchzusetzen, und welche Strategien dafür verfolgt werden.“
Bernd Ahrbeck durchlüftet in diesem Buch die oft kindischen Verdrehungen der Wahrheit, denen wir aktuell ausgesetzt sind. Das unantastbar Gute legt sich über unsere Seelen und alles, was wir auszudrücken haben, umschlingt Ohren, Mund und Verhalten. Darüber wacht das Oberkommando Weltmoral mit einer intellektuellen Substanz, die einen frösteln lässt.
„Ein solcher Eifer setzt ein gehöriges Maß an Realitätsverkennung voraus.“ Das unantastbar Gute fordert seinen Preis, auch wenn dabei Existenzen zerstört werden und kollektive Angst entsteht. Diejenigen, die ausgrenzen, haben den höheren Deutungsanspruch. „Wer eine missliebige Meinung vertritt, habe eben jeden Schutzanspruch verloren.“
Dem neuen Machtstreben eines universell gleichen, autonom gestaltbaren Ich sind natürliche Grenzen gesetzt. Je mehr diese in der Wirklichkeit sichtbar werden, umso stärker tritt eine Cancel Culture an den Tag, die diskreditieren und vernichten will. Die Lehre des evident Guten sieht sich nicht als Ideologie, sondern als nicht hintertragbare Wahrheit. Und genau hier beginnen die Probleme.
Erziehung braucht Grenzen ebenso wie Staaten, die Freiheitsrechte garantieren können. Die grenzenlose, gute Welt ist ein Traum, der einer bleiben wird. „Wir ziehen Valium der Angst vor, daher stammt unsere Vorliebe für eine borderless world, eine Wiege für alte, verwöhnte Kinder.“ (R. Debray)
Minderheiten beanspruchen heute umfassende Vorrechte, aus ihren Ecken kommen die Definitionen des Humanen und Fortschrittlichen, alle sollen sich ihren Gefühlen unterwerfen. Auf der Strecke bleiben die Vernunft, die Suche nach Wahrheit und der Wille zur Aufklärung. Bernd Ahrbeck skizziert in diesem Buch eine fröstelnde Zeit, in der Haltungen wichtiger sind als Wissen, in der es darum geht, die Vorherrschaft der Weißen zu zerschlagen, den Kapitalismus gleich mit - und dann?
Die Bestandsaufnahme dieses Buches lässt frösteln und vermittelt die fatale Erkenntnis, dass Wissen heute nicht mehr schafft, sondern in Wünschen&Haltungen erstarrt, die vor die Aufklärung zurückgehen, bei Suggestion höchster Machbarkeits- und Erlösungsphantasien.