Amelie hat alles: eine Clique, einen netten Freund, Geld, großes Talent als Tänzerin und dazu Fleiß und Ehrgeiz. Doch der Konkurs ihres Vaters lässt ihre Welt plötzlich kopfstehen: Über Nacht ziehen sie in eine Osloer Trabantenstadt und haben kaum Geld für das Nötigste. Aber Amelie vertraut sich ihrer Clique nicht an. – Wie lange wird die Lügen-Fassade halten? Wird Amelie die Kraft haben, ihr neues Leben zu akzeptieren und in den Griff zu bekommen? Inmitten der Vorstadttristesse entdeckt Amelie schließlich etwas, das sie fasziniert: Mikael, der Breakdance tanzt und als Favorit für den nächsten Battle gilt; Mikael, der so ganz anders ist als sie selbst oder alle, die sie kennt. Zum ersten Mal in ihrem Leben muss sie wagen, ihren Gefühlen zu vertrauen, Regeln zu brechen und der Welt zu zeigen, wer sie wirklich ist. Maja Lundes Geschichte erzählt gekonnt von Authentizität, Selbstfindung, Cliquendruck und der elektrisierenden Welt des Tanzes. "Battle" wurde von der schwedischen Regisseurin Katarina Launing verfilmt und läuft ab dem 1. Dezember 2018 beim Streaming-Anbieter Netflix.
buecher-magazin.deTanzen - für Amelie bedeutet es alles im Leben. Ihre Mutter ist an diesem Lebenstraum fast zugrunde gegangen - das verdeutlicht ein Besuch des Mädchens in der psychiatrischen Abteilung einer Klinik, wo sie sich nur mit Mikael hintraut. Und das wiederum macht das Ausmaß an Bedeutung klar, welches dieser Junge für sie hat. Nahezu alles hat sich verändert in Amelies Leben. Nicht nur die Beziehung zu ihrem Freund Axel gerät ins Wanken, auch das Leben ihres Vaters verliert den Boden. Gemeinsam mit ihm muss sie in den grässlichen Osloer Vorort Stovner ziehen und so ihr High-Society-Leben hinter sich lassen. 2014 in Norwegen veröffentlicht ist es hierzulande das erste Jugendbuch der Bestsellerautorin, die mit "Die Geschichte der Bienen" einen großen Erfolg hatte. Gemeinsamkeit mit Lundes "Die Geschichte des Wassers" ist die Liebe zwischen zwei Menschen mit sehr unterschiedlichem gesellschaftlichem Hintergrund. Lunde sagt von sich selbst, dass sie eine schlechte Tänzerin sei und gerade deshalb so fasziniert ist von Musik und Tanz. Beeindruckend, wie sie sich das Vokabular und die Eigenheiten dieser Welt sprachlich einverleibt. Die Verfilmung ist bereits in Arbeit. Das erinnert dann gleich an so große Tanzfilme wie "Dirty Dancing", "Footlose" oder "Fame".
© BÜCHERmagazin, Antje Ehmann
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.04.2018Der totale Abstieg
Maja Lunde, die mit ihrer „Geschichte der Bienen“ großen Erfolg hatte, erzählt in ihrem
ersten Jugendbuch von einer Liebe zu einem Breakdancer
VON ANDREA DUPHORN
Eine der frühesten Kindheitserinnerungen von Amelie sind die Spitzenschuhe ihrer Mutter auf dem Parkettboden der Oper. „Ich fand, sie sei die Beste auf der ganzen Welt. So wie sie sich drehte, über den Boden schwebte. Ich wollte nichts anderes, als genauso zu werden wie sie.“ Dass die Schuhe ihrer Mutter immer Teil einer langen Reihe waren, realisiert Amelie erst Jahre später. „Sie kam nie dorthin, wohin sie wollte.“ Heute hat Amelie kaum noch Kontakt zu ihr.
Mit ihrem Vater, der ihr jeden Wunsch erfüllt, lebt die 17-Jährige in einem schicken Haus mit Pool im Osloer Nobelviertel Holmenkollen. 40-Quadratmeter-Zimmer, Blick über den Oslofjord und an den Wochenenden ausgiebige Shoppingtouren mit den Freundinnen. Amelie besucht die Tanzklasse der berühmten Valkyrie-Schule und träumt – wie ihre Mutter – von einer großen Karriere als Tänzerin. Sie trainiert hart dafür. Wenn es sein muss, auch nachts. Nicht genug, findet die Lehrerin: „Technik und Training reichen nicht mehr aus“, erklärt sie Amelie. „Wir wollen dich im Tanz sehen. Wo bist DU? Wo ist Amelie?“
Und dann stehen plötzlich eine Gerichtsvollzieherin und die Polizei zu Hause vor der Tür.Amelies Vater ist insolvent. Vater und Tochter müssen in eine „schmierige Zweizimmerwohnung“ in Stovner ziehen. „Stovner – auch bekannt als Arsch der Welt.“ Terrassenartig angelegte Wohnblocks, Wäsche und Graffiti. Kein Geld mehr für Tanzschuhe, „nicht einmal für ein Mittagessen“. Der totale Abstieg. Weshalb Amelie ihren Freunden auch nichts davon erzählt.
Maja Lundes (Erwachsenen-)Roman „Die Geschichte der Bienen“ war 2017 das meistverkaufte Buch in Deutschland. Nun liegt „Battle“, ihr erstes Jugendbuch, auch auf Deutsch vor. Eine mitreißende, atmosphärisch dichte Geschichte über eine erste Liebe. Und die Liebe zum Tanzen.
Die norwegische Autorin hat für ihre Ich-Erzählerin einen sehr offenen Ton gefunden, der es leicht macht, sich in die junge Heldin einzufühlen, mit ihr zu fühlen. Amelies ebenso stimmungsvolle wie authentische Schilderungen ihres Alltags, der Übungsstunden im Spiegelsaal der Schule, der trostlosen Stimmung in der Wohnung mit einem Vater, der sich immer mehr verliert, überzeugen genauso wie die Einblicke in Amelies Gefühlswelt.
Arm und Reich, Erfolg und Misserfolg, Ausgrenzung und Integration, Zusammenbruch und Neubeginn – Lundes Jugendbuch steckt voller spannender Gegensätze. Um sich selbst zu finden, muss Amelie erst alles verlieren, was ihr wichtig ist. Es ist ein „B-Boy“, ein dunkelhäutiger Breakdancer aus Stovner, der ihrem aus den Fugen geratenen Leben wieder eine Richtung gibt: Mit Mikael an ihrer Seite, Sohn iranischer Migranten und hochtalentierter Breakdancer, gelingt es ihr, nicht nur tänzerisch neue Wege zu beschreiten. Sie findet auch die Kraft, ihre Mutter zu besuchen, die seit einiger Zeit in einer psychiatrischen Abteilung untergebracht ist. Und: laut auszusprechen, was sie wochenlang zu verbergen versucht hat.
„Amelies Vater ist pleite! Sie wohnt jetzt im Slum und hat sich in einen Gangster verliebt!“
Als sie schließlich zusammen mit Mikael „battled“, und dabei besser tanzt als jemals zuvor, klingt das ein bisschen kitschig , aber auch schön. (ab 13 Jahre)
Maja Lunde: Battle. Aus dem Norwegischen von Antje Subey-Cramer. Verlag Urachhaus, Stuttgart 2018. 224 Seiten, 17 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Maja Lunde, die mit ihrer „Geschichte der Bienen“ großen Erfolg hatte, erzählt in ihrem
ersten Jugendbuch von einer Liebe zu einem Breakdancer
VON ANDREA DUPHORN
Eine der frühesten Kindheitserinnerungen von Amelie sind die Spitzenschuhe ihrer Mutter auf dem Parkettboden der Oper. „Ich fand, sie sei die Beste auf der ganzen Welt. So wie sie sich drehte, über den Boden schwebte. Ich wollte nichts anderes, als genauso zu werden wie sie.“ Dass die Schuhe ihrer Mutter immer Teil einer langen Reihe waren, realisiert Amelie erst Jahre später. „Sie kam nie dorthin, wohin sie wollte.“ Heute hat Amelie kaum noch Kontakt zu ihr.
Mit ihrem Vater, der ihr jeden Wunsch erfüllt, lebt die 17-Jährige in einem schicken Haus mit Pool im Osloer Nobelviertel Holmenkollen. 40-Quadratmeter-Zimmer, Blick über den Oslofjord und an den Wochenenden ausgiebige Shoppingtouren mit den Freundinnen. Amelie besucht die Tanzklasse der berühmten Valkyrie-Schule und träumt – wie ihre Mutter – von einer großen Karriere als Tänzerin. Sie trainiert hart dafür. Wenn es sein muss, auch nachts. Nicht genug, findet die Lehrerin: „Technik und Training reichen nicht mehr aus“, erklärt sie Amelie. „Wir wollen dich im Tanz sehen. Wo bist DU? Wo ist Amelie?“
Und dann stehen plötzlich eine Gerichtsvollzieherin und die Polizei zu Hause vor der Tür.Amelies Vater ist insolvent. Vater und Tochter müssen in eine „schmierige Zweizimmerwohnung“ in Stovner ziehen. „Stovner – auch bekannt als Arsch der Welt.“ Terrassenartig angelegte Wohnblocks, Wäsche und Graffiti. Kein Geld mehr für Tanzschuhe, „nicht einmal für ein Mittagessen“. Der totale Abstieg. Weshalb Amelie ihren Freunden auch nichts davon erzählt.
Maja Lundes (Erwachsenen-)Roman „Die Geschichte der Bienen“ war 2017 das meistverkaufte Buch in Deutschland. Nun liegt „Battle“, ihr erstes Jugendbuch, auch auf Deutsch vor. Eine mitreißende, atmosphärisch dichte Geschichte über eine erste Liebe. Und die Liebe zum Tanzen.
Die norwegische Autorin hat für ihre Ich-Erzählerin einen sehr offenen Ton gefunden, der es leicht macht, sich in die junge Heldin einzufühlen, mit ihr zu fühlen. Amelies ebenso stimmungsvolle wie authentische Schilderungen ihres Alltags, der Übungsstunden im Spiegelsaal der Schule, der trostlosen Stimmung in der Wohnung mit einem Vater, der sich immer mehr verliert, überzeugen genauso wie die Einblicke in Amelies Gefühlswelt.
Arm und Reich, Erfolg und Misserfolg, Ausgrenzung und Integration, Zusammenbruch und Neubeginn – Lundes Jugendbuch steckt voller spannender Gegensätze. Um sich selbst zu finden, muss Amelie erst alles verlieren, was ihr wichtig ist. Es ist ein „B-Boy“, ein dunkelhäutiger Breakdancer aus Stovner, der ihrem aus den Fugen geratenen Leben wieder eine Richtung gibt: Mit Mikael an ihrer Seite, Sohn iranischer Migranten und hochtalentierter Breakdancer, gelingt es ihr, nicht nur tänzerisch neue Wege zu beschreiten. Sie findet auch die Kraft, ihre Mutter zu besuchen, die seit einiger Zeit in einer psychiatrischen Abteilung untergebracht ist. Und: laut auszusprechen, was sie wochenlang zu verbergen versucht hat.
„Amelies Vater ist pleite! Sie wohnt jetzt im Slum und hat sich in einen Gangster verliebt!“
Als sie schließlich zusammen mit Mikael „battled“, und dabei besser tanzt als jemals zuvor, klingt das ein bisschen kitschig , aber auch schön. (ab 13 Jahre)
Maja Lunde: Battle. Aus dem Norwegischen von Antje Subey-Cramer. Verlag Urachhaus, Stuttgart 2018. 224 Seiten, 17 Euro.
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»Battle ist ein Buch, das dazu anregt, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, was wirklich wichtig ist.« jugendbuch-couch.de