»Sie kennen Kallene, den Polizeimeister? Natürlich. Nach der Revolution war er rot. SPD oder USPD, jedenfalls wurde er belohnt. Der dümmste aller Polizeidiener wurde Polizeimeister.« »Weiß ich.« »Und als er's war, trat er aus der Partei aus, gab das Parteibuch zurück, wurde streng deutschnational, wie er vorher gewesen.« »Und –?« »Na, der macht abends auf dem Rathaus Aufsicht über die Reinmachefrauen. Wenn die Büros leer sind, Herr Schabbelt!« »Und –?« »Da sind so ein paar junge Weiber dabei, einfach Klasse. Man kann es sich ja denken, wenn sie so rutschen über den Boden, man bekommt da Einblicke ...« » Du kannst es dir jedenfalls denken, Stuff.« »Na, natürlich, nicht nur der Kallene kommt bei so was auf andere Ideen.« »Mach's kurz, Stuff. Wer hat ihn erwischt?« »Der rote Bürgermeister!« schreit Stuff. »Der dicke Gareis. Auf seinem Schreibtisch haben sie's gemacht.« »Und –?« »Na, Herr Schabbelt! So eine Frage! Jetzt hat der Kallene wieder ...
Die beste Schilderung der deutschen Kleinstadt. Kurt Tucholsky
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Jens Bisky nennt "Bauern, Bonzen und Bomben" zwar einen Kolportageroman, aber seinem Drive kann er sich nicht entziehen, schon gar nicht in dieser Hörspiel-Inszenierung aus dem Jahr 1997. Fallada schildere eine Welt in der Krise, über der eine grauenhafte emotionale Kälte liege. Obwohl kaum eine Figur darin wirkliche Sympathie erwecke - auch die protestierenden Bauern wirkten borniert und engherzig - funktioniere das Konstrukt: Und das gelingt nur wenigen Romanen, die nicht auch positive Helden aufbieten, merkt Bisky an. Es könnte an der Inszenierung liegen, die laut Bisky nicht in den Fehler verfällt, das grelle Geschehen zu überzeichnen, sondern es im Gegenteil durch ein ruhiges und auktoriales Erzählen kontrastiert, das sich besonders in der von Bisky laut besungenen zurückhaltenden und sicheren Darbietung Otto Sanders als Erzähler manifestiert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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