Pflanzt der Bauer Öko-Beete, denkt er kichernd an die Knete!
Horst Görgen war einer der ersten in Trier, die ihren konventionellen Landwirtschaftsbetrieb auf die Ökoschiene umgestellt und seine eigene, kontrollierte Ware im Hofladen verkauft hat. Diese Nische hat ihm viel Umsatz eingebracht und
natürlich zusätzlich Subventionen von der EU auf das Konto gespült. Nun hängt er tot in seinem Stall…mehrPflanzt der Bauer Öko-Beete, denkt er kichernd an die Knete!
Horst Görgen war einer der ersten in Trier, die ihren konventionellen Landwirtschaftsbetrieb auf die Ökoschiene umgestellt und seine eigene, kontrollierte Ware im Hofladen verkauft hat. Diese Nische hat ihm viel Umsatz eingebracht und natürlich zusätzlich Subventionen von der EU auf das Konto gespült. Nun hängt er tot in seinem Stall – ausgeblutet wie sonst nur seine Rinder, mit einem Rache-Psalm auf dem Klebeband über den ausgestochenen Augen, durch den der Täter Gerechtigkeit einfordert. Kommissar Lichthaus und sein Team vermuten den Schlächter im engeren Familienkreis und stellen schnell fest, dass hinter der heilen Landidylle höchstens die Kühe auf der Weide noch etwas zu lachen haben. Wären Görgens Söhne zu so einem Massaker fähig? Der ausschweifende Lebensstil des einen, der sich endlich aus den strengen demeter-Richtlinien freistrampeln wollte und die psychische Erkrankung des anderen sind zumindest starke Indizien.
Durch mein Studium habe ich schon mehrere sogenannte Bio-Bauernhöfe im Umkreis besucht und interessiere mich auch privat sehr für das Thema artgerechte Tierhaltung, sodass der Schwerpunkt von „Bauernopfer“ mit der Vertuschung innerhalb der Ministerien, wenn es um erhöhte Schadstoffwerte und „unangekündigte“ Kontrolle zum Schutz der Verbraucher geht, meine Neugierde geweckt hat.
Der Protagonist Johannes Lichthaus wirkt allerdings leider wie die Unschuld vom Lande mit einer Vorzeige-Ehe, die selbst für ein Märchen zu schön um wahr zu sein ist und einem perfekten Familienleben, bei denen er sogar Hausmann-Fähigkeiten aufblitzen lässt. Nur in seltenen Momenten im Disput mit seinem Chef oder während nächtlicher Albträume zeigen sich kleine Flecken auf seiner weißen Weste, die aber relativ flott wieder verblassen. Der Autor wollte mit ihm vielleicht eine Lichtgestalt an Tugendhaftigkeit der Brutalität gegenüberstellen und ich brauche auch keinen Kommissar, der durch diverse Ecken und Kanten nicht mehr rund läuft, aber wenigstens männlicher Biss sollte für einen Hüter des Gesetzes deutlicher werden – zumal ich ihn während des Lesens nicht als jungen Vater, sondern eher als mittelalten Großvater empfunden habe, was aber vielleicht daran liegt, dass wenig gerannt wird.
Dass Paul Walz dann aber daraus so ein Öko-Spektakel gezaubert hat, war die Überraschung des Monats für mich, weil ich eher mit einem soliden Krimi inklusive einiger Spannungsmomente, aber nicht mit diesen erstklassigen Verstrickungen und dazu noch Morden, die einem Thriller würdig sind gerechnet hätte.
Dazu verschlägt es die Leser noch in einer dramatischen Szene in das Trierer Amphitheater, was mich als ortsfremden ziemlich fasziniert hat, obwohl ich noch viel lieber die „Porta Nigra“ (wie auf dem Cover zu sehen) erkundet hätte, aber es warten bestimmt noch mehr Fälle auf den Pfälzer und somit noch einige römische Denkmäler.
Der Skandal wird jedenfalls hochexplosiv beschrieben und lässt uns an der Echtheit der Bio-Produkte nachdrücklich zweifeln, somit ist dieser intelligente Krimi eine Bereicherung für jedes Krimi-Bücherregal und mit ein wenig mehr Schrulligkeit seitens der Charaktere auch etwas tollkühner.