Die Beatushandschriften sind ein eigener Kosmos in der Welt der Apokalypsen. Beatus-Apokalypsen, auch Beatus-Handschriften genannt, sind illuminierte Manuskripte eines Beatus von Liébana zugeschriebenen Apokalypse-Kommentars, der Ende des 8. Jahrhunderts im Königreich Asturien entstand, als man dort und anderswo das Ende der Welt erwartete. Die meisten der 26 bekannten Beatus-Handschriften wurden zwischen dem letzten Viertel des 8. und dem 12. Jahrhundert in Nordspanien angefertigt. Darunter befinden sich so bekannte Handschriften wie der Morgan-Beatus (um 950), der Valladolid-Beatus (970), der Codex Gerundensis (um 975), der Urgell-Beatus (um 975), der Facundus-Beatus (1047), die Apokalypse von Saint-Sever, der Manchester-Beatus (um 1080, auch Rylands-Beatus genannt), der Silos-Beatus (1091-1109), der Turin-Beatus (um 1100), der Lorvão-Beatus (1189), der Navarra-Beatus (um 1190), der Las Huelgas-Beatus (1220) und der Arroyo-Beatus (um 1230). Alle diese Handschriften präsentieren das Neue Jerusalem und werden in diesem Band ausführlich vorgestellt. In den isoliert gelegenen Königreichen Nordspaniens haben sich Kunstformen entwickelt, die sich von den übrigen europäischen Kunststilen deutlich unterscheiden lassen. Teilweise gehen sie bis auf die Antike zurück, gemischt mit Einflüssen aus dem benachbarten Frankenreich und aus dem arabisch-islamischen Raum, vermittelt durch mozarabische Flüchtlinge. Bei der Abbildung zum Himmlischen Jerusalem ist dies vor allem der arabische Rundbogen der zwölf Tore. Auch der weitestgehende Verzicht auf Personendarstellungen und die "Begrünung" des Zentrums mit typisch arabischen Blumenornamenten gehen auf islamische Vorlagen zurück.
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