Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Politik - Region: Naher Osten, Vorderer Orient, Note: gut, Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik (ehem. Hochschule für Wirtschaft und Politik) (-), Veranstaltung: Politische Soziologie, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Werden des türkischen Staates ist eine spannende Geschichte, die einzigartig unter ihresgleichen ist. Kaum ein anderes islamisches Land hat die Säkularisierung und die Annäherung an die westlichen Zivilisationen so konsequent verfolgt wie die türkische Republik. Zählte sie bei Staatsgründung Anfang der zwanziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts noch eindeutig zu den Entwicklungsländern, so ist sie heute wichtiger internationaler Handelspartner, etabliertes NATO-Bündnisland und steht an der Schwelle zum Beitrittskandidaten der Europäischen Union. Lediglich Tunesien und Marokko verfolgten einen ähnlichen Kurs, ohne jedoch annähernd gleichen Erfolg zu haben. Dennoch bleibt die Geschichte der Türkei den meisten Menschen in Deutschland verborgen, obwohl die Türken die größte ausländische Bevölkerungsgruppe in diesem Land bilden. Auch die in Deutschland lebenden Türken, der nun mehr schon dritten und vierten Generation verlieren den Bezug zu der Geschichte Ihres Landes. In deutschen Schulen ist die das Werden der modernen Türkei nicht Teil des Geschichtsunterrichts. Dennoch ist eine Figur der türkischen Historie Begriff des Allgemeinwissens. Mustafa Kemal Atatürk, der Staatsgründer und Visionär, der die Türkei nach seinen Vorstellungen formte und aufbaute. Diese Abhandlung beschäftigt sich mit dem Werden der Türkei unter dem Einfluss von Staatsgründer Mustafa Kemal, dem später der Beiname Atatürk verliehen wurde. Seine Visionen einer modernen türkischen Republik zu Ende des osmanischen Reiches bildeten die Grundpfeiler der Ideologie des ‚Kemalismus’, nach der die Türkei geformt wurde. Die daraus abgeleiteten Kemalistischen Prinzipien haben noch heute Verfassungsrang und sind maßgeblich für ein Verständnis des türkischen Nationalbewusstseins. Vor diesem Hintergrund lassen sich für den Europäer viele Unverständlichkeiten über die Türkei erklären. Eine wesentliche, aber häufig nicht nachvollziehbare Frage lautet in diesem Zusammenhang: Welche gesellschaftliche Rolle spielt eigentlich das Militär im politischen Gefüge der Türkei?