Diplomarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Politik - Politisches System Deutschlands, Note: gut, Universität Hamburg (Institut für Politische Wissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Der Begriff innere Einheit erfreut sich seit Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands einer Hochkonjunktur in der öffentlichen Diskussion. Spätestens seitdem klar wurde, dass teilungsbedingte Probleme wohl doch nicht innerhalb weniger Jahre gelöst werden können, stellen insbesondere die politischen Akteure die Herstellung der inneren Einheit als vordringliches Ziel heraus. Die vorliegende Arbeit versucht, der Bedeutung des Begriffs innere Einheit auf den Grund zu gehen. Dabei wird ein zweidimensionales Begriffsverständnis angewandt. Die Herstellung der inneren Einheit bedeutet demnach erstens die Überwindung eines kollektiven Benachteiligungsempfindens der Ostdeutschen gegenüber den Westdeutschen, welches als Bürger-zweiter-Klasse-Empfinden operationalisiert werden kann. Zweitens ist mit innerer Einheit die Überwindung der Präferenz für unterschiedliche Demokratiemodelle in beiden Teilen Deutschlands gemeint. Umfrageergebnisse lassen die Annahme zu, dass Demokratie als Prinzip zwar in beiden Teilen Deutschlands eine gleichermaßen hohe Zustimmung erfährt und über Mindestanforderungen an Demokratie (z.B. Meinungsfreiheit, Demonstrationsrecht usw.) ebenfalls Einigkeit besteht, die Ostdeutschen aber anders als ihre westdeutschen Landsleute weitere, über dieses Maß hinausgehende Anforderungen an Demokratie stellen die in der Bundesrepublik nicht verwirklicht sind (etwa Recht auf Arbeit, Wohnung usw.), und somit ein anderes Demokratiemodell befürworten, als das in der Bundesrepublik implementierte. Die Notwendigkeit einer gemeinsamen politischen Kultur wird vor allem in den zu bewältigenden Zukunftsaufgaben gesehen, vor denen Deutschland steht. Würde sich etwa herausstellen, dass ein Großteil der Bevölkerung mit dem Ziel der Herstellung möglichst großer materieller Gleichheit eher ein stärkeres Eingreifen des Staates in Wirtschaft und Gesellschaft wünscht, so wäre dies gerade in einer Zeit problematisch, in der unter dem Gesichtspunkt eines sich verstärkenden internationalen Wettbewerbs der Rückzug staatlicher Maßnahmen aus vielen Bereichen des öffentlichen Lebens diskutiert wird. Im vorliegenden Buch überprüft der Autor anhand von Umfrageergebnissen beide Dimensionen der inneren Einheit und kommt zum Schluss, dass in Ostdeutschland eine sich vom Westen abgrenzende Identitätsbildung stattgefunden hat und außerdem ein anderes Demokratieverständnis besteht, welches zumindest Grundelemente eines demokratischen Sozialismus präferiert.
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