Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Christian-Albrechts-Universität Kiel, Sprache: Deutsch, Abstract: Einleitung: Goethe bedarf keiner expliziten Vorstellung. Viele seiner literarischen Werke sind allgemein als Weltliteratur anerkannt und nur Wenige haben die Literaturgeschichte derart beeinflusst wie er. Allgemein als Genie anerkannt, verwundert es nicht, dass Goethe bereits in seiner Jugend einer ganzen Generation von Autoren seinen Stempel aufdrückte und die Literaturepoche des Sturm und Drang (SuD) prägte. In der älteren Forschung wird diese Literaturströmung als Gegenbewegung zur Aufklärung dargestellt. Neuere Positionen sehen den SuD eher als eine Art Binnenaufklärung. Die Frage ist also die, in welcher Art und Weise die Beziehung zwischen diesen beiden Größen beschaffen ist. Durch die programmatischen Texte der jeweiligen Autoren, können zahlreiche Interpretationsansätze gefunden werden. Jedoch; es bleiben Interpretationen und diese beinhalten die Gefahr der Irrung. Woher kann man wissen, was die Autoren dachten und welche Ziele sie verfolgten? Die Vorleistungen der Aufklärung für den SuD dürften unbestreitbar sein, schließlich operieren beide Systeme mit den gleichen Inhalten und Begrifflichkeiten, wie Natur, Liebe, Gefühl,Empfindung, Emotion, Individuum usw. Aber ist das literarische Schaffen der SuDAutoren nun anti-aufklärerisch gemeint oder geht ihnen die Aufklärung einfach nicht weit genug? Der wesentliche Punkt scheint vielmehr die Verhandlung der Begrifflichkeiten zu sein. Während die Aufklärung auf Gesellschaftsverträglichkeit setzt, versucht sich der SuD eben gerade davon zu befreien und rückt das Individuum in den Vordergrund. Angesichts dessen ist es fraglich ob der Begriff Binnenaufklärung wirklich gerechtfertigt ist? Kurzum, man könnte zu den ohnehin schon zur Genüge vorhandenen Interpretationsversuchen noch etliche hinzu verfassen und trotzdem hätte keine den Anspruch darauf der Ultimative zu sein. Deshalb soll diese Hausarbeit auch kein Versuch sein umfassend theoretisch zu klären, wie die Beziehung zwischen SuD und Aufklärung zu sehen ist. Diese Arbeit versucht nur das Naheliegendste, nämlich nach einer Antwort dort zu suchen, wo sie am wahrscheinlichsten zu finden ist, in den Werken der Stürmer und Dränger selber. Wo, wenn nicht dort sollten die Gedanken und Gefühle der Autoren zu finden sein? Auf Grund der gebotenen Kürze einer Hausarbeit soll der Versuch anhand des erfolgreichsten Stücks des SuD vorgenommen werden - Goethes „Die Leiden des jungen Werther“.